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Félix Vallotton Au Francais, 3e balcón 1909. Foto: Presse Bundeskunsthalle,  © Réunion des Musées Métropolitains Rouen Normandie, C. Lancien, C. Loisel
Félix Vallotton Au Francais, 3e balcón 1909. Foto: Presse Bundeskunsthalle, © Réunion des Musées Métropolitains Rouen Normandie, C. Lancien, C. Loisel
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Bundeskunsthalle zeigt Ausstellung über die Welt der Oper

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Bonn - «Große Oper» meint aufwendige Aufführungen, Vorhänge aus Samt und gefeierte Diven. Die Bundeskunsthalle zeigt eine üppige Ausstellung darüber. Mit bestickten Kostümen, historischen Bühnenmodellen und Gemälden - in schummrigem Licht wie in einer echten Oper.

Weltstar Maria Callas reagierte radikal: Die Sopranistin brach eine Premiere in Rom nach dem ersten Akt ab und löste im Januar 1958 einen Eklat in der Opernwelt aus. Die Öffentlichkeit schimpfte auf die launische Diva. Dabei hatte sie eine Bronchitis - und die Oper keinen Ersatz besorgt. «Bekanntlich kommen die meisten Premierenbesucher sowieso nur ins Theater, um während der Pausen in den Foyers auf und ab zu spazieren», sagte sie damals trotzig dem Magazin «Der Spiegel».

In einer ungewöhnlichen Ausstellung entführt die Bundeskunsthalle in Bonn in die Geschichte der Oper und ihrer Stars, wie die Callas einer war. Gemälde, Roben, Plakate, Modelle von Bühnenbildern, Karikaturen und Programmhefte illustrieren die Welt des Musiktheaters. Das Ambiente schaffen Wandleuchter, tiefroter Samt und halbdunkle Wandelgänge zwischen den Räumen. Vorgestellt werden Opernhäuser wie die Mailänder Scala, die Wiener Hofoper, die New Yorker Met und das Opernhaus in Bayreuth. Die deutsche Opernlandschaft spielt eine besondere Rolle, denn mit 84 Spielstätten hat die Bundesrepublik die größte Dichte weltweit.

Oper - das ist ein aufwendiges Gesamtkunstwerk aus Musik, Gesang, Schauspiel, Kostümen und Bühnenbild. «Sie überschreitet die Grenzen der Realität, lebt von dramatischen Extremen, vom Magischen und Irrationalen und ist als Kunstereignis einmalig und vergänglich», erklärt dazu die Bundeskunsthalle.

Die 1875 fertig gebaute Opéra Garnier in Paris erinnert an ein Schloss. Großformatige Aufnahmen der Fotografin Candida Höfer zeigen die geradezu überbordende Ausstattung in Rot und Gold. Mit geschwungenen Treppen, langen Gängen, Logen und funkelnden Kronleuchtern geben die Spielorte der Kunst den Rahmen und inszenieren den Besuch des Publikums als gesellschaftliches Ereignis.

Eine genaue chronologische Entwicklung will die Ausstellung «Die Oper ist tot - Es lebe die Oper!» (30.9.-5.2.2023) nicht geben. Kurator Alexander Meier-Dörzenbach: «Ziel ist es, unterschiedliche, gut geschliffene Steine bereitzustellen, aus denen sich jeder ein Mosaikbild bauen kann.» Die Anfänge liegen jedenfalls um 1600 in Florenz. Danach öffneten in Venedig öffentliche Opernhäuser. Zum zahlenden Publikum gehörten Diplomaten, Touristen und Pilger.

In London gab es im 18. Jahrhundert sogar zwei konkurrierende Opernunternehmen, eines wurde vom Komponisten Georg Friedrich Händel geleitet. Starsänger der Barockopern waren die Kastraten Senesino und Caffarelli. Das Metropolitan Opera House in New York wurde von US-amerikanischen Millionären gebaut - 1883 war Einweihung.

Ein Erneuerer war der Komponist Gustav Mahler, der 1897 in Wien Direktor an der Oper wurde. Nun wurde schon während der Ouvertüre der Saal verdunkelt. Zu spät gekommene Gäste mussten warten, sie wurden erst in der Pause eingelassen. In der Ausstellung ist Mahler durch eine Büste des Bildhauers Auguste Rodin vertreten.

Für die Opernwelt stehen viele Ausstellungsstücke - darunter ein originales Kostüm aus einer Erfolgsinszenierung der Oper «Tosca» von 1958 an der Wiener Staatsoper. Seitdem wurde diese Inszenierung mehr als 630 Mal aufgeführt, das Kleid 101 Sängerinnen auf den Leib geschneidert. Eine goldbestickte Robe, die die Opernsängerin Birgit Nilsson auf der Bühne trug, bekommt besonders viel Raum. Denn allein die Schleppe ist sieben Meter lang. Viele Maler verewigten Bühnenszenen, Sänger und Tänzerinnen auf der Leinwand. Hörproben in der Ausstellung geben weitere Eindrücke.

Auch wer noch nie in der Oper war, werde Exponate, Atmosphäre und Reize finden, die begeistern, verspricht Ausstellungsmacher Meier-Dörzenbach. Und: «Für Experten, die jedes Jahr nach Salzburg und Bayreuth fahren, wird es trotzdem ein paar noch nicht gesehene Sachen geben.»

 

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