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Blick auf Salzbrug. Foto: Hufner
Opernsänger Villazón neuer Intendant der Salzburger Mozartwoche. Foto: Hufner
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Bunte Traumwelt: Jubel für Achim Freyers «Oedipe» in Salzburg

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Salzburg - Die bildermächtige Neuinszenierung von George Enescus Opernrarität «Oedipe» ist am Sonntagabend bei den Salzburger Festspielen fast einhellig positiv aufgenommen worden. Umjubelter Star des Abends war der britische Bariton Christopher Maltman in der Titelrolle des Oedipus, der der Legende nach unschuldig schuldig wird, weil er seinen Vater unwissentlich tötet und seine Mutter heiratet, ohne ihre wahre Identität zu kennen.

Ein starker Moment: Nach einem furiosen Lamento über sein schuldloses Unglück wendet sich Oedipus vom Publikum ab. Zwei mächtige Orchesterschläge dröhnen durch den Saal. Dann dreht er sich wieder zum Auditorium, aus seinen Augen rinnt Blut, symbolisiert von roten Stofffetzen, die von seinem Gesicht herabhängen. Oedipus hat sich selbst geblendet und wird fortan als blinder Greis durch die Welt irren.

Dramatischer Höhepunkt von George Enescus Opernrarität «Oedipe», die am Sonntagabend in der Salzburger Felsenreitschule Premiere hatte - mit dem grandiosen britischen Bariton Christopher Maltman in der Titelrolle, der das zweieinhalbstündige Stück fast allein zu stemmen hatte, obwohl das vielköpfige Ensemble samt Choristen beim kurzen, aber heftigen Schlussapplaus die riesige Bühne voll ausfüllte.

Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, hatte zu Beginn seiner Amtszeit verkündet, ihm liege nicht viel daran, sich mit Kompositionsaufträgen für neue Opern zu profilieren, weil es genügend Stücke gebe, die auf ihre Wiederentdeckung warteten. Mit «Oedipe» präsentierte er jetzt als dritte Opern-Neuinszenierung der laufenden Saison eine echte Trouvaille.

George Enescu (1881-1955) ist einer der bekanntesten rumänischen Komponisten. Sein populärstes Werk sind die volkstümlichen «Rumänischen Rhapsodien», die allerdings nur eine Facette seines Schaffens zeigen. Denn Enescu verfügt in anderen Werken wie dem «Oedipe» über einen ausgesprochen eigenwilligen Personalstil irgendwo zwischen Claude Debussy und dem deutschen Expressionismus im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.

Die Pariser Uraufführung des «Oedipe» im Jahre 1936 war ein großer Erfolg, doch verschwand das Werk dann von den Spielplänen. Was auch daran liegen kann, dass die Oper mit einer Hundertschaft an Darstellerinnen und Darstellern, von denen freilich Oedipe die Hauptlast zu tragen hat, nebst riesigem Orchester inklusive «singender Säge» und einem Schießgewehr enorme Anforderungen an jedes Opernhaus stellt. Außerdem ist das Stück, weil sehr textlastig und handlungsarm, schwer zu inszenieren.

Das Libretto von Edmond Fleg verbindet die beiden Oedipus-Tragödien des Sophokles und verpasst ihnen ein christlich anmutendes Erlösungsfinale. Oedipus, der von seinem Vater Laios gegen göttlichen Willen gezeugt wird, ist mit einer Erbsünde belastet. Ein Seher prophezeit, er werde seinen Vater töten und die Mutter zur Frau nehmen. Die schreckliche Weissagung erfüllt sich. Oedipus sticht sich die Augen aus, die Mutter/Gemahlin stürzt sich in den Tod. In Enescus Opernadaption wird er am Ende wieder auf dem Wege einer Verklärung sehend und von Schuld gereinigt.

Bei Multikünstler Achim Freyer (85), dem Regisseur, Bühnenbilder und Lichtdesigner des Abends, weiß man, was einen erwartet. Er hat eine Handschrift mit hohem Wiedererkennungswert, wie Robert Wilson oder Peter Sellars. Sein Markenzeichen sind knallbunte (Alp)traum-Szenarien mit überlebensgroßen Puppen, in denen die Sänger stecken, und mit bizarren Ungeheuern wie aus der Geisterbahn.

Oedipus kämpft als muskelbepackter Boxer nicht nur gegen sein Schicksal, sondern auch gegen ein bizarres Rieseninsekt, eine bedrohlich klappernde Monsterschere aus Regenwürmern und gegen riesige, Kondom-ähnliche Boxsäcke, die von der Decke herabbaumeln. Alle Darsteller agieren extrem stilisiert und treten kaum miteinander in emotionalen Kontakt, was auf Dauer ermüdend wirken kann. Außerdem fühlte man sich an diesem Abend immer wieder an Peter Sellars' diesjährige Eröffnungsinszenierung mit Mozarts «Idomeneo» erinnert, die mit ähnlichen Mitteln arbeitet.

Musikalisch gab es nichts zu mäkeln. Die Wiener Philharmoniker und die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor hatten das selten gespielte Werk unter Dirigent Ingo Metzmacher bestens einstudiert. Star des Abends war absolut unbestritten Christopher Maltman. Als Sphinx gab die französische Mezzosopranistin Ève-Maud Hubeaux ihr kleines, aber intensives Salzburg-Debüt. Einen Sonderapplaus bekam als Seher Tirésias der britische Bass John Tomlinson, der viele Jahre lang in der Rolle des Göttervaters Wotan in Richard Wagners «Der Ring des Nibelungen» bei den Bayreuther Festspielen Furore gemacht hatte.

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