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«Das Bayerisch-Bacchantische zog ihn an» - Freddie Mercury in München

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München - Freddie Mercury war ein begnadeter Musiker, eine schillernde Ikone - und er liebte München. Die Münchner Premiere des Queen-Musicals «We Will Rock You», das schon fast überall auf der Welt zu sehen war, ist an diesem Freitag (12.9.) daher auch eine kleine Rückkehr. Denn in den 1980er Jahren war die bayerische Landeshauptstadt so etwas wie eine zweite Heimat für den Superstar, die er sogar London vorzog. Von der «deutschen Queen-Hauptstadt» spricht Georg Kleesattel vom Deutschen Theater.

 
 
Einer, der Mercury damals gut kannte, der Travestie-Künstler Peter Ambacher, erinnerte sich bei «Focus Online» daran, wie Mercury von der Münchner Schwulenszene aufgenommen wurde. «Er hatte überhaupt keine Starallüren. Im Gegenteil, er war total freundlich und offenherzig», sagte er. Und sein Lieblingsessen sei Schweinsbraten mit Knödel gewesen.
 
«Obwohl die Münchner Schwulenszene kaum mit der von London vergleichbar war, kam die schnauzbärtige «Queen» von da an lieber nach München», schrieb der Promi-Reporter Michael Graeter - in den 80ern selbst eine Ikone und Vorbild für Helmut Dietls «Kir Royal» - in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Das Bayerisch-Bacchantische zog ihn offenbar an.»
 
Graeters Artikel «Die Königin von Bayern» erschien am 5. September 2006, dem Tag, an dem Mercury 60 Jahre alt geworden wäre. Damals war Farrokh Bulsara, wie Mercury mit bürgerlichem Namen hieß, schon 15 Jahre tot. Der aidskranke Sänger starb am 24. November 1991 an den Folgen einer Lungenentzündung. Erst im vergangenen Jahr machte der Fund einer Gedenktafel mit Mercurys bürgerlichem Namen auf dem Kensal Green Cemetery in London Schlagzeilen. Bis dahin war der Verbleib seiner Asche ein großes Rätsel gewesen.
 
Im München der 80er Jahre genoss Mercury sein Leben in weißen Feinripp-Unterhemden in den Schwulenbars des Glockenbachviertels in vollen Zügen. Die Party zu Mercurys 40. Geburtstag blieb Graeter als «die exzentrischste Party des Jahres 1986» in Erinnerung. «Der «Dom Perignon rose» zum Flaschenpreis von 600 Mark floss in Strömen, während die Servicekräfte vom «Käfer» unaufhörlich Kaviar aus der 1,8-Kilo-Dose dazu verteilten.» Ambacher meint, es sei 1985 und erst Mercurys 39. Geburtstag gewesen. Wie dem auch sei: Einen Eindruck von dieser ausschweifenden Party bietet das Musikvideo zu «Living On My Own» (1985), in dem das Treiben verewigt ist.
 
Ganz besondere Outfits hatten Mercury und seine Freunde sich für den großen Tag ausgedacht: «Alle hatten ihre Hosenböden herzförmig ausgeschnitten und die blanken Hinterteile mit Lippenstift bemalt. Barbara Valentin konkurrierte an der rückwärtigen Stelle mit einer Rose.»
 
Valentin, die Fassbinder-Schauspielerin, war damals die engste Freundin Mercurys, der sich in den 1970ern als bisexuell geoutet hatte. Er hatte sie 1983 kennengelernt, als er zu Album-Aufnahmen in den berühmten «Musicland»-Studios von Produzent Giorgio Moroder in der Stadt war. Später teilten sich die beiden zeitweise sogar eine Wohnung und im Anhang seines Soloalbums «Mr. Bad Guy» dankt er ihr mit einer ganz besonderen Widmung «for big tits and misconduct» («für große Titten und schlechtes Benehmen»).
 
Dass die beiden auch etwas miteinander hatten, hielt Ambacher bei «Focus Online» nur für ein Gerücht. «Freddie war keine Hete, er war schwul. Die Valentin war seine Busenfreundin, seine Begleitung. Mehr nicht.» Seine große Liebe sei «der Winnie» gewesen, meinen er und auch Graeter. Ihm, dem Wirt einer Bar, habe Mercury Rosen durchs Fenster geworfen. Auch er ist längst tot. «Dahingerafft», schreibt Graeter, «von der gleichen Krankheit, an der auch Freddie Mercury im November 1991 starb». 
 
Britta Schultejans
 
 
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