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Das Karlsruher Polizeiorchester: einmalig groß, dreifach gut. Foto: Polizeimusikkorps Karlsruhe
Das Karlsruher Polizeiorchester: einmalig groß, dreifach gut. Foto: Polizeimusikkorps Karlsruhe
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Das Karlsruher Polizeiorchester: einmalig groß, dreifach gut

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Karlsruhe - Sie haben Spaß an der gemeinsamen Musik, sammeln Spenden und arbeiten am Image der Polizei. Außerdem sind sie der Zahl nach die Größten in Deutschland. Dabei ist Karlsruhes Polizeiorchester nicht nur etwas für Polizisten.

Als würden gleich die Blues-Brothers mit Hut und Sonnenbrille um die Ecke kommen: Sie feilen an jedem Detail ihres «Everybody needs somebody» bis Dirigent Mario Ströhm ganz zufrieden ist. Immer wieder unterbricht der 49-Jährige das an diesem Probenabend etwa vierzigköpfige Karlsruher Polizeiorchester. «Nicht davonrennen», mahnt er die Posaunen, die ein bisschen zu sehr aufs Tempo gedrückt haben. Noch mal die betreffenden Takte und noch mal und noch mal. Bis Ströhm durchspielen lässt. «Jetzt hat das richtig gegrooved.»

Der 49-Jährige, der sein Handwerk beim Luftwaffenmusikkorps lernte und 2017 zum Polizeiorchester kam, modernisiert dessen Repertoire behutsam. So stehen an diesem Abend noch das von Susanne Kunzweiler gefühlvoll gesungene Lied «Gabriellas Song» aus dem schwedischen Kinofilm «Wie im Himmel» und die temperamentvolle spanische Ouvertüre «Alcazar» auf dem Programm.

Neben der Freude an der Musik geht es dabei immer auch um den guten Zweck, sagt der Vorsitzende des Orchesters, Erster Kriminalhauptkommissar Ralf Minet, der in der Pressestelle des Polizeipräsidiums arbeitet. Seit der Gründung 1981 seien grob geschätzt eine halbe Million Euro zusammengekommen. Hospiz, Kinderkrebsklinik, Jugendmusikschule, Jugendheim und etliche andere Einrichtungen hätten von dem Geld profitiert, sagt Minet. Der nächste Auftritt ist am 14. März in Graben-Neudorf nördlich von Karlsruhe geplant.

Bei seinen eigenen Ausgaben muss das Musikkorps mit 66 Mitgliedern dagegen sehr auf das Geld achten. Reisen, Verstärker und Lautsprecher, Uniformen und manches Instrument sollen finanziert werden. Das sei von Anfang an so gewesen, sagt Anton Gramlich, der seit der Gründung viele Jahre Vorsitzender war. Schon damals habe der damalige Polizeipräsident klar gemacht, «kosten darf das alles nichts». Da hilft heute der Förderverein mit seinen rund 750 Mitgliedern und einigen spendenden Unternehmen.

Auch wenn die Musiker ein Polizeiorchester bilden, sind doch nur rund 25 Prozent von ihnen Polizisten oder Polizeibeschäftigte. «Wir haben alle Berufe dabei», sagt Gramlich. Handwerker, Akademiker, Rentner und Pensionäre spielen mit. Allerdings überwiegend Männer. Bis zu 120 Kilometer Anfahrt nehmen die Musiker für die wöchentliche Probe in Kauf. Der 84-jährige Tubaspieler Alfred Woerlen aus Pforzheim verpasst sie so gut wie nie. «Ich bin keiner, der fehlt, wenn Fußball im Fernsehen läuft.»

Minet und Gramlich sind überzeugt, dass ihr Polizeiorchester das größte in Deutschland ist. Jedenfalls habe sich bisher niemand gemeldet und das infrage gestellt. Neben dem Wert des Musizierens an sich und dem Sammeln von Spendengeld bietet das Musikkorps einen dritten Nutzen: Es verbessert das Ansehen der Polizei und festigt ihren Rückhalt in der Gesellschaft. «Die Konzerte sind eine gute Möglichkeit, mit Polizisten ins Gespräch zu kommen in einer konfliktfreien Situation», sagt Gramlich.

Das sieht auch Polizeipräsidentin Caren Denner so: «Als Bindeglied zwischen Bürger und Polizei ist unser Musikkorps ein Sympathieträger erster Güte und damit ein kostbarer Baustein unserer Öffentlichkeitsarbeit.» Nicht zu unterschätzen sei auch die Innenwirkung. «Das Polizeimusikkorps genießt eine große Akzeptanz und fördert zudem den Zusammenhalt, weil die Musikerinnen und Musiker aus verschiedensten Organisationseinheiten des Polizeipräsidiums Karlsruhe kommen», sagt Denner.

In Baden-Württemberg gibt es neben dem aus Profis bestehenden Landespolizeiorchester auch noch das Polizeimusikkorps Mannheim, das mit Gründungsjahr 1965 zwar deutlich älter, mit rund 40 Mitgliedern aber auch kleiner ist als das Karlsruher.

Dirigent Ströhm wählt die Musikstücke nicht nur nach den Fähigkeiten der Freizeit-Musiker aus. «Es müssen Stücke sein, mit denen sich die Leute identifizieren können», sagt er mit Blick auf das Konzertpublikum. Die Bandbreite sei wichtig. «Es bringt nichts, schwierige symphonische Blasmusik zu spielen.» Anspruchsvoll ist der Musiker mit Hauptberuf Ingenieur dennoch. «Wenn ein Dirigent nicht immer wieder einfordert, was er sich vorstellt, wird das nichts», sagt der 49-Jährige, der selbst mehrere Instrumente mit Hauptinstrument Posaune spielt. Aber: «Die Gruppe nimmt es an».

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