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DDR-Kultfilm am Chemnitzer Schauspiel inszeniert

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Chemnitzer Schauspiel öffnet Vorhang für "Solo Sunny" - Uraufführung verspricht Erinnerungen und Überraschungen - Bühnenbild mit original DDR-Tapete

Chemnitz (ddp). Die Notaufnahme eines Krankenhauses. Eine junge Frau wird eingeliefert - Selbstmordversuch. Es ist Ingrid Sommer, die als Solo Sunny versucht hat, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie hat ihren Job als Arbeiterin hingeschmissen, um sich ihren Traum von einer Künstlerkarriere zu verwirklichen. Die "Tornados", bei denen sie als Sängerin einsteigt, sind eine mittelmäßige Band ohne Ideale, dafür mit viel Alkohol und den üblichen Intrigen. Als Sunny sich gegen die Zudringlichkeiten von Norbert wehrt und dabei auch handgreiflich wird, fliegt sie aus der Band raus. Auch ihre große Liebe scheitert. Ralph, der von ihr geliebte und vergötterte Philosoph, geht fremd. Nur Harry den Taxifahrer könnte sie haben, jederzeit. Aber den will Sunny nicht. Sie sucht Zuflucht bei ihrer ehemaligen Arbeitskollegin und findet dort Tabletten...

Die Figur der Sunny passte so ganz und gar nicht in das von oben verordnete Muster einer "sozialistischen Persönlichkeit". Und doch, oder gerade deshalb, war der 1980 in Berlin uraufgeführte Film "Solo Sunny" von Konrad Wolf einer der erfolgreichsten DEFA-Filme überhaupt. Und so wird auch vielen der Gäste der Uraufführung der Bühnenbearbeitung von "Solo Sunny" am Samstag im Schauspielhaus Chemnitz noch das Gesicht von Renate Krößner in der Rolle der Sunny in Erinnerung sein. "Man sollte aber nicht so sehr an den Filmerinnerungen kleben", rät Peter Dehler, aus dessen Feder die Bühnenfassung stammt, und der Regie führt.

Zwar seien die Melodien aus dem Film zu hören und werde etwa 90 Prozent des Filmtextes auch im Theater gesprochen, aber den Film "einfach so" auf die Bühne zu bringen, sei schon deshalb unmöglich, "da er von minutenlangen Nahaufnahmen von Gesichtern, von vorbeifahrenden S-Bahnen und Berlin-Aufnahmen lebt", erklärt der Regisseur. Gemeinsam mit dem Drehbuchautor und Co-Regisseur des Filmes, Wolfgang Kohlhaase, habe er deshalb an der "Erweiterung" der Geschichte um die unangepasste Sunny gearbeitet. So sei aus einer unscheinbaren Sequenz im Film die völlig neue Figur des Herr Kaupert, eines Stasi-Mannes, entstanden. "Eine Figur wie Herrn Kaupert kann man erst mit dem entsprechenden zeitlichen Abstand von der DDR erfinden", sagt Dehler. Denn ihm wie Kohlhaase sei daran gelegen gewesen, "nicht einfach oberflächlich einen von der Stasi ins Spiel zu bringen, sondern mit der Figur ein klein wenig in die komplizierte Komplexität der Arbeit dieses Apparates zu blicken".

Um Authentizität ging es auch Ausstatterin Birgit Voß. Und so sind beispielsweise die Wände der "Wohnungen", in denen das Stück spielt, mit original DDR-Tapete bestückt, verrät Voß. Seit 1993 beschäftigt sich die aus den alten Bundesländern kommende Voß mit der Ausstattung von Stücken über die DDR-Geschichte. "Für mich ist das ein Abenteuer, denn ich lerne mit meiner Arbeit, Dinge wahrhaftig entdecken, die ich nur aus Büchern und dem Fernsehen kenne", schwärmt sie.

In der Rolle der Sunny wird die junge Schauspielerin Antje Weber zu erleben sein. Ihr zur Seite stehen unter anderen Jan Ole Sroka (Ralph), Manolo Palma (Norbert), Karsten Knödler (Benno) und Nils Brück (Herr Kaupert).

Katrin Kleeberg
(www.theater-chemnitz.de)