Nürburg/Berlin (dpa) - Erst die Formel 1, jetzt das neue Rockfestival? Der Konzertveranstalter Deag denkt darüber nach, die Großveranstaltung «Grüne Hölle Rock» vom Nürburgring abzuziehen. Grund ist ein Streit um Geld. Der Ton zwischen den Partnern wird schärfer.
Dem Nürburgring droht der Verlust einer weiteren Großveranstaltung. Die Konzertagentur Deag prüft im Streit um Geld mit den Ring-Verantwortlichen die Verlegung des neuen Rockfestivals «Der Ring - Grüne Hölle Rock» nach Gelsenkirchen. Derzeit liefen Gespräche mit der dortigen Veltins-Arena, teilte Deag am Montag mit. Entschieden sei aber noch nichts. Für den Ring wäre der Abzug des Festivals ein erneuter Rückschlag. Erst vor kurzem war klar geworden, dass die Formel 1 in diesem Jahr nicht an die Eifel-Strecke kommt.
Deag-Chef Peter Schwenkow sagte der Deutschen Presse-Agentur, innerhalb von drei Tagen solle Klarheit geschaffen werden. Es gebe schon eine Reservierung für das Stadion in Gelsenkirchen für den Festivaltermin vom 29. bis 31. Mai. «Und die freuen sich auch sehr auf uns.» Dort stehe auch ein Zeltplatz zur Verfügung. Sollte es zum Umzug kommen, könnten Fans Ring-Karten zurückgeben oder dafür Tickets für Gelsenkirchen oder das Parallel-Festival in München bekommen.
Hintergrund ist ein Streit um Kosten in Millionenhöhe mit der Capricorn Nürburgring GmbH (CNG), die die Rennstrecke betreibt. Entgegen der vertraglichen Vereinbarungen habe sich die CNG bisher «zu keinem Zeitpunkt an den Zahlungen für Künstlergagen und Werbemaßnahmen beteiligt», hieß es in einer Deag-Mitteilung. Dabei gehe es zunächst um zwei Millionen Euro, sagte Schwenkow. In der kommenden Woche würden weitere Raten für Künstlergagen fällig. Die Deag habe alles überwiesen, so dass das Festival nicht infrage stehe.
Auch CNG-Sprecher Pietro Nuvoloni hatte zuvor einen Konflikt bestätigt: «Es ist in der Tat so, dass wir einen Streit um die Kosten haben.» CNG-Geschäftsführer Carsten Schumacher sagte, die Deag sei als Veranstalter für Marketing und Ticketverkäufe verantwortlich und habe letztlich die gesetzten Ziele eklatant verfehlt. Den Vorwurf des Vertragsbruchs wies die CNG zurück. Das sei ein durchsichtiger Versuch der Deag, vom eigenen Misserfolg abzulenken.
Schwenkow betonte, sämtliche Entscheidungen etwa zum Start des Vorverkaufs seien mit den Ring-Verantwortlichen gemeinsam getroffen worden. Eigentlich müsste das Ganze partnerschaftlich im «stillen Kämmerlein» gelöst werden. «Der Nürburgring verfolgt aber offensichtlich eine andere Öffentlichkeitsstrategie.» Damit das Festival doch noch in der Eifel steige, müsse Geld von der CNG fließen. Sonst würden der Vertrag gekündigt und Schadenersatzansprüche geltend gemacht, sagte Schwenkow. Über einen Weggang des Festivals hatten zuvor bereits mehrere Medien spekuliert.
Mit CNG-Chef Schumacher habe er keine Probleme, betonte der Deag-Chef. «Man kann sagen, dass die Politik vom neuen Mehrheitsgesellschafter ausgeht.» Der habe offensichtlich seine eigene Agenda. Die Mehrheit an der CNG hält seit vergangenem Herbst die NR Holding um den russischen Unternehmer Viktor Charitonin.
Am Programm des Festivals zweifelt Schwenkow nicht. «Wir haben ein sehr gutes Programm, sonst hätten wir nicht bereits 60 000 Karten in München und Wien verkauft.» In den Städten plant die Deag die Festivals «Rockavaria» in München vom 29. Mai bis 31. Mai sowie «Rock in Vienna» in Wien vom 5. bis 7. Juni. Für den Ring seien nur etwa 15 000 Tickets über den Tisch gegangen. Die Entscheidung für den Standort sei wohl nicht die richtige gewesen.
«Am Nürburgring scheint irgendwie ein bisschen Pech zu kleben», sagte Schwenkow. Das sehen die Ring-Betreiber anders. Dass die Probleme nicht am Standort lägen, zeige der jahrelang überragende Erfolg des Vorgängerfestivals «Rock am Ring» an der Rennstrecke.
«Rock am Ring» wird von Deag-Konkurrent Marek Lieberberg verantwortet. Der hatte mit dem Event 2014 den Nürburgring im Streit verlassen, nun steigt «Rock am Ring» vom 5. bis 7. Juni 2015 auf dem weniger als 30 Kilometer Luftlinie entfernten Flugplatz Mendig und ist ausverkauft. Das Duell zweier großer Festivals in der Eifel könnte also schon vor den eigentlichen Events wieder vorbei sein.