In öffentlichen Diskursen und Nachrichten überwiegt, was Kunst und Kultur brauchen: Räume, Personal und Finanzmittel für Gestaltung, Produktion und Präsentation. Es geht um Förderbedarfe, Kulturhaushalte, Stiftungen, Kosten für Personal, Unterhalt und Sanierungen. Seltener ist die Rede davon, was Theater, Konzerte, Clubs, Games, Kinos, Museen, Vereine, Literaturhäuser, Opern, Chöre, Profi- und Laienensembles für die Gesellschaft leisten. Auch deswegen wächst gegenwärtig der Legitimationsdruck auf Kunstschaffende und Kultureinrichtungen, denen immer entschiedener „gesellschaftliche Relevanz“ abverlangt und ein Verteilungskampf mit anderen Lebens- und Politikbereichen aufgezwungen wird.
Denken, fühlen, staunen
Diesem Negativtrend ist offensiv zu begegnen, indem man positiv und breitenwirksam über verschiedenste Kanäle in Wort, Bild, Klang und Aktion demonstriert, was Kultur alles gibt. Eben das ist Ziel der unter dem Hashtag #kulturgibt laufenden bundesweiten Kampagne. Anstoß dazu gab der Umstand, dass während Corona die meisten Kulturveranstalter nicht veranstalten durften und das Publikum nach der Pandemie nur zögerlich und reduziert zurückkehrte. Die Öffentlichkeit war und ist daher wieder neu für und mit Kultur anzusprechen. Denn wie für das liebe Geld gilt auch: „Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts.“ Im November 2022 fand der erste bundesweite Aktionstag #kulturgibt statt. Daran beteiligten sich dreißig Städte, viele Institutionen und Aktionen. Dieses Jahr findet der Aktionstag zum zweiten Mal statt, am 4. November.
Zum Mitmachen eingeladen sind Kommunen, Verbände, Institutionen und bekannte Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen des Lebens, neben Kultur etwa auch Sport, Wirtschaft oder Medien. Ebenso ist jeder und jede Einzelne aufgefordert, eine Antwort auf die Frage zu geben: „Was gibt Kultur mir persönlich?“ Die Reaktionen fallen dann vermutlich so vielfältig aus wie Kultur und Menschen eben sind. Idealerweise bildet sich daraus ein vielstimmiger Chor der Kulturbegeisterten in Deutschland, die alle auf eigene Weise kundtun, warum sie Kultur brauchen und welche Freude sie daraus ziehen. Die Kampagne will damit für die öffentliche Finanzierung des Kulturlebens und auch dafür werben, „dass sich jede:r zur öffentlichen Unterstützung unseres Kulturlebens bekennt und dafür einsetzt“.
Getragen wird die Aktion vom Verein „Initiative für die Kultur in Deutschland“. Zum Vorstand gehören der Direktor des NRW KULTURsekretariats Christian Esch, die Dramaturgin und Literatin Maren Zimmermann und der Generalsekretär des Landesmusikrats NRW Robert von Zahn. Der Verein möchte den allgemeinen gesellschaftlichen Rückhalt von Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden stärken und die Aufmerksamkeit der Politik schärfen, wenn Entscheidungen mit Folgen für die Zukunft der Kultur in Deutschland getroffen werden. Wie nötig das ist, zeigen Diffamierungen von Kultureinrichtungen durch die AfD und die längst entbrannte Diskussion über Kulturausgaben angesichts sinkender Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen.
Die Website des Vereins bietet Informationen, Kontakte und Downloads von Texten, Plakaten, Fotos, Videoclips, Logos und Aufdrucken für T-Shirts. Über soziale Netzwerke und klassische Werbekanäle dürfen diese Materialien genutzt und verbreitet werden, um der Kampagne möglichst große Resonanz und weitere Mitstreitende für finanzielle, aktive und ideelle Unterstützung zu verschaffen. Denn: „Kultur bereichert uns Menschen allgegenwärtig, sie lässt uns über unser Miteinander, unsere Umwelt, die Zukunft nachdenken und lässt uns mitunter nachdenklich zurück.“ Und: „Kultur gibt dem Gestern ein Heute, dem Alltag den Glanz, dem Morgen ein Anders. Kultur gibt zu denken, zu fühlen, zu staunen.“
- www.initiative-kultur-deutschland.de
- infoinitiative-kultur-deutschland.de (info[at]initiative-kultur-deutschland[dot]de)
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