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Das Ruhrfestspielhaus. Foto: Presse, Ruhrfestspiele
Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen. Foto: Presse Ruhrfestspiele
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«Der Lappen muss hoch»: Ruhrfestspiele sollen trotz Corona starten

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Recklinghausen - Noch eine Absage der Ruhrfestspiele soll es nicht geben: Intendant Olaf Kröck geht fest davon aus, dass das Traditionsfestival in diesem Jahr stattfinden wird, live, digital oder gemischt. Unter dem Motto «Utopie und Unruhe» sind 210 Veranstaltungen geplant.

Trotz Corona sollen die 75. Ruhrfestspiele in diesem Jahr vom 1. Mai bis zum 20. Juni stattfinden. Derzeit würden drei Festival-Szenarien geplant, sagte Intendant Olaf Kröck (49) am Donnerstag in Recklinghausen. So könnten außer einem Livefestival auch Varianten in rein digitaler Form oder als Mischform stattfinden. «Der Lappen muss hoch», sagte Kröck und meinte den Bühnenvorhang.

Das Festival steht unter dem Motto «Utopie und Unruhe». Zu den Höhepunkten zählen etwa eine neue Arbeit des Theaterprojekts Rimini Protokoll unter dem Titel «Konferenz der Abwesenden», bei der das Publikum abwesende Experten repräsentieren soll. Gezeigt wird auch «Die Dreigroschenoper» des Berliner Ensembles in der Regie von Barrie Kosky. Eingeladen ist außerdem die Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, die ihre Arbeit «Die Goldberg Variationen, BWV 988» als Solo tanzt. Als digitale Premiere präsentieren die Ruhrfestspiele die neue Arbeit des Circa Contemporary Circus aus Australien mit dem Titel «Sacre». Sie war bereits 2020 als Weltpremiere für die Ruhrfestspiele geplant.

Insgesamt 90 Produktionen sollen in rund 210 Veranstaltungen zur Aufführung kommen. Dazu zählen zwei Uraufführungen, sieben Deutschlandpremieren, eine Premiere und eine Eigenproduktion in Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen.

Die Ruhrfestspiele wollen elf Spielstätten nutzen, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Standen vor Corona insgesamt rund 70 000 Karten zur Verfügung, sind es diesmal wegen der Einhaltung von Mindestabständen nur bis zu 28 000, sagte Kröck. Der Kartenvorverkauf soll am 19. April beginnen.

Kröck warb bei den Besucherinnen und Besuchern dafür, das Programm in jedem Fall wahrzunehmen, auch in digitaler Form: Er wolle einladen, «sich einzulassen auf digitale Formen, denn auch auf dem Balkon, im Wohnzimmer, vielleicht sogar in der Badewanne könnte es doch hochattraktiv sein, Kunst bei den Ruhrfestspielen zu gucken».

Zum 75-jährigen Bestehen ist eine Fotoausstellung geplant, die das Publikum der Ruhrfestspiele ins Zentrum stellt. Neben Archivbildern sollen dabei auch von Bürgerinnen und Bürgern gemachte Schnappschüsse gezeigt werden. Eröffnung ist am 1. Mai mit der Maikundgebung des DGB. Das traditionelle Kulturvolksfest rund um das Festspielhaus an diesem Tag entfällt allerdings coronabedingt. Im vergangenen Jahr waren die Ruhrfestspiele wegen der Pandemie komplett abgesagt worden.

Das Bühnenprogramm der Festspiele startet dann am 2. Mai mit der Deutschlandpremiere von «Die Seidentrommel. Ein modernes No-Spiel», (Regie und Choreografie: Kaori Ito und Yoshi Oida). Kröck sprach von einer «feinen, fast stillen Arbeit», die «wie ein Windhauch» sei. Die Festrede hält die Dramatikerin Enis Maci.

Die Ruhrfestspiele gehen darauf zurück, dass Bergarbeiter aus Recklinghausen im ersten Nachkriegswinter Hamburger Theater mit Kohle versorgten. Zum Dank kamen im Sommer darauf Theaterleute aus Hamburg mit einem Programm ins Ruhrgebiet. Träger des Festivals sind die Stadt Recklinghausen und der Deutsche Gewerkschaftsbund.

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