Mit großer Verwunderung vermerken der Landesmusikrat NRW und das NRW Kultursekretariat, dass der Rat der Stadt Remscheid gestern Oberbürgermeisterin Beate Wilding (SPD) darin bestätigt hat, die Möglichkeit des jederzeitigen Ausstiegs aus der Trägerschaft der Bergischen Symphoniker durch eine Feststellungsklage gerichtlich zu erzwingen.
Das Gericht soll feststellen, ob Remscheid durch den bestehenden Gesellschaftervertrag verpflichtet ist, für die laufenden Kosten einzustehen, und ob es für Remscheid die Möglichkeit gibt, einseitig aus dem Vertrag mit Solingen auszusteigen. Die Stadt Remscheid plant, bei den Zuschüssen für die Symphoniker 500.000 Euro einzusparen. Die politische Opposition schätzt die Kosten einer verlorenen Klage für die Stadt auf ca. 50.000 Euro.
„Die Stadt Remscheid verspielt ihr kulturelles Kapital,“ kritisiert Prof. Dr. Werner Lohmann, Präsident des Landesmusikrats NRW, den Remscheider Ratsbeschluss. „Selbst wenn die Stadt doch in irgendeiner Form geschmälert an den Symphonikern festhalten sollte, zerstört sie durch ihren politischen Kurs das Orchester von innen.“
Am 6. März noch hatte die Deutsche Orchestervereinigung eindringlich an den Remscheider Stadtrat appelliert, sich zu seinem Orchester zu bekennen und den erheblichen finanziellen Verzicht der Musiker anzuerkennen, mit dem diese zur Konsolidierung des Orchesters beitragen wollen – zur wirtschaftlichen Konsolidierung, denn künstlerisch steht der Klangkörper anerkanntermaßen grundsolide da. Umso unverständlicher ist die neuerliche Kehrtwende von Stadtverwaltung und -vertretung in Remscheid.
Dr. Christian Esch, Direktor des NRW Kultursekretariats, fügt hinzu: „Im Dezember gab man uns das Signal, die Tür für Verhandlungen sei offen. Nun müssen wir sehen, dass sie dennoch geschlossen wird. Sollte die Stadt diesen abschüssigen Weg wirklich gehen wollen, heraus aus dem Kreis der Kulturstädte, herab in die Bedeutungslosigkeit? Nicht nur für die Attraktivität und den Lebenswert Remscheids, auch für das ganze Umland hätte dieser Schritt schlimme Folgen.“
„Noch besteht die Möglichkeit eines klaren Signals für die Symphoniker“, so Prof. Dr. Werner Lohmann, „aber für die politische Vernunft ist es fünf vor zwölf.“
Landesmusikrat NRW e.V.