Dessau-Roßlau - Mit einer Mischung aus Moderne, Jazz, Klassik und Breakdance will das Festival zeitgemäß sein und noch mehr jüngeres Publikum für sich gewinnen. In der Geburtsstadt von Kurt Weill, einem der berühmtesten Komponisten am Broadway.
Rund 30 Veranstaltungen zum 30. Festival: Das Kurt Weill Fest Dessau-Roßlau steht im Jubiläumsjahr unter dem Motto «Musik.Spiegel der Zeit». Vom 25. Februar an bis zum 13. März dieses Jahres gebe es Aufführungen an zehn Orten. «Mit einer Kombination aus klassischen Werken, Jazz, Chansons, Big Band Sound und jugendlich-frechen Darbietungen», sagte Intendant Gerhard Kämpfe.
Anliegen sei es, das Publikum in eine Art Aufbruchstimmung zu versetzen, nachdem es genauso wie die Mitwirkenden nach Kultur geradezu lechze. «Das Live-Geschehen, die Wechselwirkung zwischen Bühne und Publikum, das fehlt den Menschen, vor und auf der Bühne», sagte Kämpfe. Das diesjährige Motto des Festivals passe unglaublich gut in die Zeit, mit der Sehnsucht nach Emotionalität, nach Neuem, nach Zuversicht. «Musik hat immer irgendwie die jeweilige Zeit widergespiegelt», sagte er, ob in den 1920er Jahren, zu Zeiten des Rock'n'Roll, Street-Dance oder dem Schlager als «Sehnsuchtsmusik».
Kurt Weill stehe mit seinem Schaffen für Aufbruch in seiner Zeit, sagte der Intendant. Die Künstlerinnen und Künstler des diesjährigen Festivals verkörperten dies ebenso. Dafür stehe als «Artist in Residence» Katharine Mehrling. Die Sängerin, Songschreiberin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin widme sich intensiv dem Werk von Weill, sie gehöre zu den angesagtesten Interpreten, sagte Kämpfe.
Unter dem Motto «Sehnsucht» trete während des Festivals die bekannte deutsche Theater- und Filmschauspielerin Dagmar Manzel mit Band im Anhaltischen Theater Dessau auf. In «Lebensmelodien» mit dem Klarinettisten Nur Ben Shalom gehe es um Schicksale von Menschen in der Zeit von 1933 bis 1945. Im Programm der «Flying Steps» treffe klassische Musik von Johann Sebastian Bach auf Breakdance der Extraklasse, sagte Kämpfe. Der Musikproduzent ist bundesweit auch bekannt unter anderem mit dem Festival «Classic Open Air» auf dem Berliner Gendarmenmarkt.
Das Dessauer Kurt Weill Fest hatte 2020 gerade erst begonnen, als die Corona-Pandemie in Sachsen-Anhalt angekommen war. 2021 gab es das Festival in abgespeckter Form, in zwei Teilen, mit gefeierten Veranstaltungen und Open Air im Sommer. Vor der Pandemie zählte das Festival nach bisherigen Angaben 2019 gut 22 000 Besucher.
Der Komponist Weill («Die Dreigroschenoper») war im Jahr 1900 in Dessau als Sohn eines jüdischen Kantors geboren worden. Wegen der Machtergreifung der Nazis zog er über Berlin und Paris in die USA, wo er ein gefeierter Musicalkomponist am Broadway war. Weill, ein enger Weggefährte von Bertolt Brecht, starb 1950 in New York. Das Dessauer Festival war nach 1990 ins Leben gerufen worden. In seiner ostdeutschen Heimat war der Komponist bis dahin in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten. Heute gehört das Festival zu den Top-Adressen für Musikfans aus dem In- und Ausland.