Kunterbuntes Treiben - An den Krefelder Bühnen erlebte Friedrich Cerhas Oper «Der Riese vom Steinfeld» ihre deutsche Erstaufführung
Krefeld (ddp). Mit einer Größe von 2,58 Metern stößt er sich zwangsläufig den Kopf, der Riese vom Steinfeld. Auch wird ihm ständig gegen den Kopf geschlagen, er wird als Attraktion verspottet, ob in der heimatlichen Dorfidylle oder in der weiten Welt, wo ihn ein ausgefuchster Manager ausstellt.
Ende des 19. Jahrhundert lebte der als Riese vom Steinfeld bekannt gewordenen Junge tatsächlich im österreichischen Dorf Ried. Mit nur 27 Jahren starb er. Jetzt wurde er posthum zur Titelfigur einer Oper, für die gleich zwei österreichische Altmeister die Musik und das Libretto schrieben: der Komponist Friedrich Cerha und der Dramatiker Peter Turrini. Nach der Uraufführung des musikalischen Porträts des Riesen im Jahr 2002 an der Wiener Staatsoper kam das Werk nun an den Krefelder Bühnen zur deutschen Erstaufführung.
Regisseur Gregor Horres machte aus der Oper einen schrillen Bilderreigen, der dem Publikum hörbar zusagte. Der jubelnde Schlussapplaus gehörte aber auch Friedrich Cerha und Peter Turrini, die eigens angereist waren. Die Oper ist ein dramaturgisches Kontrastprogramm, für das Librettist Turrini die biografischen Daten des Riesen mit Ereignissen des 20. Jahrhunderts collagierte. In vierzehn Szenen macht sich der Riese auf nach England, wo er am Königshaus von Königin Viktoria für Aufsehen sorgt. Und nachdem er Wilhelm II. vorgestellt wird, geht es über das Prag Franz Kafkas in eine Talkshow.
Turrini, der als Theatermann als das soziale Gewissen Österreichs gilt, hat sich für ein Stationendrama entschieden, um das Spiel mit Außenseitern auf die farcenhafte Spitze zu treiben. Nur leider erweist sich der Versuch als Beweis, dass Turrini mit dem Genre «Oper» offenbar nichts anfangen kann, wie er selber bekennt. Statt Doppelbödigkeiten zu zeigen, bleibt er eher an der Oberfläche, reiht gesellschaftliche Klischees zur einer «Sozialkitsch-Revue» aneinander.
Für diese Revue inszeniert Regisseur Gregor Horres immerhin eine kunterbunte Szenenfolge. Wilhelm II. setzt er wie einen kleinen Jungen auf eine riesige Pferdeskulptur, bekleidet nur mit Unterwäsche. Königin Viktoria hockt wie die Prinzessin auf der Erbse auf einem prachtvollen Gewand, während ihr gerade die Erfindung des Wasserklosetts präsentiert wird. Die Gags verpuffen jedoch schnell.
Erfreulich waren dagegen die musikalischen Leistungen. Friedrich Cerha blieb der gemäßigten Moderne verpflichtet. Und das Sängerensemble bewältigte die durchaus anspruchsvolle Partitur mit glänzender Sicherheit - angefangen vom Bariton Christoph Erpenbeck als Titelfigur bis hin zu Jeannette Wernecke als «Kleines Mädchen».
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