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Stehende Ovationen, Beifallsjubel, donnernder Applaus - mehr Begeisterung hätte bei Wagners Walküre im Konzerthaus Dortmund kaum aufkommen können. In einem puristischen Rahmen zählt bei diesem Bühnenfestspiel nichts als die Ausdruckskraft der Musik und die "nackte" Darstellungskraft der Personen - beides ist in Dortmund immens!
Die Elemente sind im Aufruhr...Von Stefan Pieper
In riesiger Besetzung füllen die Dortmunder Philharmoniker die Bühne bis auf den letzten Quadratmeter - dazu gehören auch etliche ehemalige PH-Musiker, die in Dortmund untergekommen sind. Ein Vorhang öffnet sich zu dieser Premiere nicht: Dafür wird, als Hans Wallat die Ouvertüre spannungsvoll aufbrausen lässt, alles in zuckendes, farbiges Licht getaucht. Die Elemente sind im Aufruhr an diesem ersten Tag der Ring-Tetralogie, die nach der mythisch verklärten Welt des Vorabends nun zu den Trieben und Leidenschaften vordringt. Ausgangspunkt ist dabei eine Liebe, die verboten scheint und sich dafür umso intensiver ihren Raum verschafft.
Traumhaft ist die musikalische Umsetzung dieser Walküre. Hans Wallat führt das Orchester der Dortmunder Sinfoniker mit inuitivem Gespür durch alle Klippen, auf deren schroffen Spitzen die Walküren und Götter die menschlichen Geschicke lenken und diese zur Disposition stellen - das Walhall, das in Dortmund hoch oben auf der mystisch illuminierten Orgelempore angesiedelt ist, umgibt die Aura von weihevoller Unnahbarkeit. Schon die Ouvertüre legt alles offen, worum es psychologisch, emotional und symbolhaft gehen soll: In gemessenem Tempo und von der Dynamik eher subtil als expressiv gibt Wallat den Tiefenschichten der eine enorme Innenspannung.
Die Besetzung ist ein Glücksfall: Evelyn Herlitzius getaltet ihren Brünnhilde-Part mit forscher, lässiger Weiblichkeit. Brünnhilde hat im Kreis der Walküren die wohl berühmteste als Wagner-Passagen zu singen, und verleiht ihrem schwindelerregenden Walküren-Ritt viel unverbrauchte Energie. Temperamentvoll, mit hochpräziser Deklamation steht ihr Simon Estes als Wotan zur Seite. Kern der Handlung ist Geschwister-Liebe zwischen Siegmund (Pär Lindskog) und Sieglinde (Lioba Braun) - ein hinreißendes Wälsungen-Paar, das in jeder Phase des Zueinanderfindens plausibel wirkt. Von beeindruckender Stimmgewalt ist Matti Salminen als Hunding mit einem mächtigen Bass, von respekteinflößender Strenge Reinhild Runkel als Fricka, die über Tradition und Tugend wacht.
Der Vorverkauf für die nächste Station von Wagners Ring Tetralogie im Konzerthaus-Dortmund läuft bereits auf vollen Touren.
Termin für das Bühnenfestspiel "Siegfried" ist am Sonntag, 4. April.
Tickets unter
01805 44 80 44
bzw. unter www.konzerthaus-dortmund.de