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Berlin ist schwarz und weiß und stumm. Ist hektisch, mondän und schmutzig. Berlin ist Reichstag, Love Parade und Hundekot. Ein Jahr lang ist der Dokumentarfilmer Thomas Schadt mit einer Kamera durch seine Stadt gezogen, um Bilder einzufangen. Herausgekommen ist „Berlin: Sinfonie einer Großstadt", eine Neuauflage des Stummfilmklassikers von Walter Ruttmann, «Berlin. Die Sinfonie der Großstadt» (1927).
Am Mittwoch, den 10. April, wurde der Schwarz-Weiß-Streifen, ein „fiktivervirtueller Tag aus dem Leben dieser Stadt", in der Berliner Staatsoper unter den Linden uraufgeführt.
Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg spielte die eigens für den Film komponierte Musik. „Wir mussten die Musik immer wieder an die Filmszenen angleichen", berichtet die Komponistin Iris ter Schiphorst, die die zeitgenössische Musik gemeinsam mit ihrem Kollegen Helmut Oehring schrieb.
Schadt beobachtet in dem Film Menschen bei Freizeit und Arbeit: in der Briefsortierstelle, am Band, beim Müllauflesen, beim Küssen, Schornsteinfegen, Demonstrieren.
Tatsächlich lässt der Dokumentarfilm, der jetzt in die Kinos kommt, die Zuschauer auch immer wieder schmunzeln. Da ist die überdimensionale Dogge, die den kleinen Hundesalon „Exquisit" beschnuppert, der Bundeskanzler im stummen Dauereinsatz beim Händeschütteln von Staatsgästen.
Doch Schadts Berlin-Sinfonie, in der Bilder und Musik gleichberechtigt nebeneinander stehen, zeigt auch die bittere Seite der Metropole. Die Schlange im Arbeitsamt und bei der Suppenküche, die Glatzen bei der NPD-Demo, der ehemalige Stasi-Knast in Hohenschönhausen, die Spuren der Teilung. „Mir war das historische Gewissen wichtig, das was in 75 Jahren passiert ist", betont der Regisseur.
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