Görlitz - Ein Benefizkonzert der Dresdner Staatskapelle am Samstag soll dem Messiaen-Zentrum in Görlitz verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen. Darauf hofft der Musikwissenschaftler Albrecht Goetze, der Vorsitzender des Vereins «Meetingpoint Music Messiaen» ist.
Wie er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp in Dresden sagte, organisiert die Einrichtung seit 2008 in Görlitz und dem polnischen Nachbarort Zgorzelec Konzerte, Komponistenwettbewerbe, Schulprojekte und Geschichtswerkstätten. Damit sollen Goetze zufolge vor allem Kinder, Jugendliche und Nachwuchsmusiker aus verschiedenen Ländern Europas zusammengeführt werden. Die Dresdner Staatskapelle unterstützt das Vorhaben am Samstag mit dem Sonderkonzert im bekannten Jugendstil-Kaufhaus von Görlitz, bei dem unter anderem Beethovens 5. Symphonie erklingt. Die Idee zum «Meetingpoint Music Messiaen» gehe auf ein historisches Ereignis zurück, sagt Goetze. In der NS-Zeit wurde in Görlitz das Stalag VIIIa, ein Straflager für Kriegsgefangene, eingerichtet. Zu den mehr als 100 000 Insassen gehörte der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 bis 1992).
Er schuf während seiner neunmonatigen Lagerzeit das «Quartett auf das Ende der Zeit», das am 15. Januar 1941 in einer Baracke des Lagers von Mitgefangenen uraufgeführt wurde und das «Jugendlichen zeigen kann, wie Menschen eine entsetzliche Zeit überlebten, indem sie zusammen musizierten», sagte Goetze.
Die Fundamente der Baracke seien im Rahmen einer Geschichtswerkstatt freigelegt worden, erzählte Goetze. Auf dem Gelände solle ein Musik- und Begegnungszentrum entstehen. Allerdings sei die Finanzierung des «Meetingpoints» unzureichend, räumte Goetze ein. Die Bundeskulturstiftung gewähre zwar eine Förderung. Von Stadt, Kulturraum oder dem Freistaat Sachsen gebe es aber keine finanzielle Unterstützung.
Der Erlös des ausverkauften Konzertes der Dresdner Staatskapelle wird verwendet, um ein in Polen erschienenes Buch über das Stalag VIIIa ins Deutsche zu übersetzen.