Kempten - Es ist im Allgäu der dritte Anlauf, das Leben und Sterben des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Als Bühnenerfolg zu vermarkten. Diesmal soll es ein touristisches Projekt werden, das mit einer allseits bekannten Geschichte, einer neuen mysteriösen Version von der Mordwaffe und der Musik von Konstantin Wecker die Allgäu-Urlauber in Scharen in die Kemptener «BigBox» locken soll.
Blut floss schon bei den ersten beiden Versuchen, den Bayernkönig Ludwig II. 2000 und 2004 in einem eigens gebauten Festspielhaus am Ufer des Forggensees bei Füssen in Sichtweite von Schloss Neuschwanstein zum Musical-Helden zu machen. Allerdings hatten sich damals die Produzenten «blutige Nasen» geholt, der König selbst ging ins Wasser. Einer der früheren Musical-Macher war der Wiesbadener Musikverleger Gerd Fischer, der auch nach der Insolvenz 2005 über die Rechte an Musik und Texten verfügt.
«Die Kemptener sind auf mich zugekommen», sagt Fischer. Mit der Idee, das Musical in der 60.000-Einwohner-Stadt für die Touristen in der Region aufzuführen, sei er neuerlich vom «Ludwig-Virus» befallen worden, sagte der Produzent. Mit den Einheimischen, so schätzt Fischer, ließen sich allenfalls ein paar Vorstellungen füllen, obgleich die «BigBox» so flexibel umgestaltet werden könne, dass sich auch 600 Zuschauer in der insgesamt 2.600 Besucher fassenden Stadthalle nicht verloren vorkommen.
Feriengäste wollen nicht nur wandern
Die Neuauflage des Musicals in Kempten sei höchst willkommen, betont Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, die die Region touristisch vermarktet. Obwohl die Feriengäste zu über 70 Prozent zum Wandern kommen, sei bei ihnen auch Interesse an der Kunst vorhanden, wenn sie in erkennbarem Zusammenhang mit dem Allgäu stehe. «Und das ist bei Ludwig II. und dem Musical, das im Allgäu spielt, zweifellos der Fall», erklärt Joachim. Aus touristischer Sicht sei zu hoffen, dass die Neuauflage des Stücks einschlage.
Produzent Fischer ist überzeugt, dass die Chancen gut stehen. Das Stück sei nach wie vor außergewöhnlich in der weltweiten Reihe von Musicals. Die Inszenierung sei aufwendig, aber gleichwohl sparsam, die Schwelle zum dauerhaften Überleben außerordentlich niedrig. Erst nach Ende der ersten Spielzeit am 28. August werde man beurteilen können, ob «Ludwig 2 - Das Musical» mit seiner neuen Mordversion zum Finale auch in den kommenden Jahren in Kempten aufgeführt werden wird. Wenn nicht, wird Fischer von seinem Ludwig-Virus kaum kuriert sein: «Wir haben schon Anfragen, das Stück anderswo in Deutschland, aber auch in Holland und Italien zu spielen.»