Moskau - Der auch an deutschen Balletthäusern gefeierte Choreograph Edward Clug hat am Moskauer Bolschoi Theater den Literaturklassiker «Meister und Margarita» von Michail Bulgakow auf die Bühne gebracht. Der vielfach verfilmte und als Theaterfassung aufgeführte philosophische Stoff um einen Schriftsteller im Konflikt mit dem stalinistischen System erlebte am Mittwochabend Weltpremiere.
Er habe für den sowjetischen «Faust» bewusst ein Schwimmbecken im sozialistischen Einheitsdesign als bühnenfüllende Kulisse gewählt, weil ihn das an sein eigenes Leben in der Diktatur unter Nicolae Ceaușescu erinnere, sagte der gebürtige Rumäne.
Zur Freude des 48-Jährigen reagierte das Publikum auf der neuen Bühne des Bolschoi mit heller Freude auf die tänzerische Umsetzung des komplexen Stoffs mit einem Satan, mit viel Nacktheit, mit Anklängen an die Repressionen unter Sowjetdiktator Josef Stalin und mit vielen skurrilen Figuren. Clug brachte Bulgakows Kultroman mit einer ideenreichen Tanzsprache, opulenter Kostümvielfalt und satten Bildern zur Musik von Alfred Schnittke und Milko Lazar auf die Bühne.
«Meister und Margarita» sei das größte und schwierigste Projekt seines bisherigen Lebens gewesen; und es sei eine Ehre, es in Moskau, am Ort der Handlung, aufzuführen, sagte Clug. «In Russland ist dieses Buch bei jedem fest im Unterbewusstsein», sagte er mit Blick auf das Werk, das erst nach dem Tod Bulgakows (1891-1940) erschien.
Clug, Ballettdirektor des slowenischen Nationaltheaters in Maribor, gehört zu den gefragtesten zeitgenössischen Choreographen. Er machte sich unter anderem mit Arbeiten für das Stuttgarter Ballett und für das Ballett Zürich einen Namen. Im nächsten Jahr ist in Leipzig sein Ballett «Faust» zu sehen.