Erfurt- 2021 haben die Theater und Städte versucht, den Sommer mit corona-konformen Angeboten zu beleben. Doch auch unter freiem Himmel griffen Einschränkungen. 2022 sollen Theater, Kino und Konzerte wieder ohne Sonderregelungen zu genießen sein.
Endlich wieder tanzen, lauschen oder mitsingen ohne Maske oder vorgeschriebenen Abstand: Nach zwei Pandemie-geprägten Jahren startet die Open-Air-Saison 2022 in Thüringen ohne Corona-Regeln. Die Hoffnung auf volle Publikumsränge scheint sich nach Angaben der Organisatoren zu erfüllen. Theater und Festival-Veranstalter melden eine rege Nachfrage für ihre Sommerproduktionen, wie eine dpa-Umfrage ergab.
Eine Sprecherin des Theaters Erfurt sagte etwa, die Karten für die Domstufenfestspiel-Premiere am 15. Juli seien fast ausverkauft. Für die weiteren 19 Vorstellungen bis Anfang August seien bereits rund 80 Prozent der rund 74 000 Tickets verkauft. Ab Mitte Juli wird die bereits für 2020 geplante, aber wegen Corona verschobene Produktion der Verdi-Oper «Nabucco» auf dem Domplatz zu erleben sein.
Auch für Festivals soll es in diesem Jahr ein großes Comeback geben. Das 25 000 Gäste starke Rudolstadtfestival (7.-10. Juli) geht nach langer Pause wieder an den Start. «Konzerte, Straßenmusik, Tanz, Workshops, Talk - alles wieder dabei», heißt es auf der Internetseite. Allerdings soll das Folk-Festival in der Stadt «nicht groß spürbar fürs Publikum» entzerrt werden - «eine Bühne weniger hier, ein paar Konzerte weniger dort», wie eine Sprecherin sagte. Fast alle Bands, die 2020 eingeladen waren, sind nach zwei Jahren Pause nun dabei.
Auch beim Apoldaer Musiksommer (5.-7. August.) mußten Konzerte aus corona-planungstechnischen Gründen von 2020 bis in den August 2022 rutschen. Für das Wochenende in diesem Jahr wurden die Besuchskapazitäten wieder hochgefahren.
Das Festival SonneMondSterne erwartet im gleichen Monat 40 000 Menschen an der Bleilochtalsperre bei Saalburg-Ebersdorf, wie es hieß. Damit erwacht das Elektro-Festival vom 12, bis zum 14. August komplett ohne Einschränkungen aus dem notgedrungenen Corona-Schlaf der Vorjahre.
Auch die Kulturarena Jena (6. Juli bis 21. August) lädt in diesem Jahr wieder zu uneingeschränkten Veranstaltungen unter freiem Himmel. Mit Blick auf die Zeit seit Beginn der Corona-Pandemie hieß es in einer Mitteilung: «Wir möchten die zwei Dutzend Monate gemeinsam mit Ihnen wegwischen und die Zeit vergessen machen, die so schwer war für uns alle und die nicht zuletzt der Kultur arg zusetzte.» In diesem Jahr gibt es wieder gemeinsame Kinoabende auf dem Theatervorplatz, Konzerte und Theater unter freiem Himmel. Der Vorverkauf läuft nach Angaben eines Stadtsprechers gut. «Die Leute sind wieder heiß auf Steh-, Tanz- und Schwitzkonzerte», sagte er.
Für die Sommerproduktionen des Theaters Rudolstadt auf der Heidecksburg ist wieder das volle Kartenkontingent freigeschaltet - und gefragt. «Wir sind jetzt wieder im Normalmodus, was das Sommertheater angeht», sagte Sprecherin Friederike Lüdde. Die Schul- und Kindergartenvorstellungen seien schon komplett vorverkauft und überbucht. Auch die Angebote in Saalfeld, Bad Blankenburg und das Schwimmbadkonzert in Unterwellenborn seien gefragt.
In Weimar hat der Aufbau des Sommertheaters, das vom 17. Juni bis 15. Juli 2022 am e-werk weimar stattfindet, schon begonnen. Gespielt wird Schillers «Räuber». Ob der Andrang auf die Open-Air-Vorstellungen auch ohne geschlossene Theaterhäuser so groß sei wie im Vorjahr bleibe abzuwarten, sagte eine Sprecherin.
Die freien Theater und die Amateurtheater freuen sich auf eine publikumsreiche Saison. «Stück für Stück kommen Termine rein», sagte Kathrin Schremb vom Thüringer Theaterverband. Das Naturtheater «Friedrich Schiller» Bauerbach etwa hat die Ticketbuchungen für die Freilichtbühnen-Saison 2022 bereits freigegeben. Auch die theaterbegeisterten Laien des Fördervereins Südthüringer Kultur- und Theatervereine bereiten sich auf ihre Aufführungen im Juli vor. Die Sommerkomödie Erfurt plant ihr «Pandemistisches Gartentheater» in der Barfüsserruine.
In den vergangenen zwei Jahren war das Kultur-Angebot wegen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt. Theaterhäuser blieben streckenweise komplett geschlossen. Veranstaltungen unter freiem Himmel fanden in kleinerem Rahmen und mit strikten Regeln statt. So war etwa das Tanzen bei Konzerten teils untersagt, die Ausgabe von Getränken und Essen ausgesetzt.