Kiel - Dirigent Tugan Sokhiev hat den Klassik-Fans beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) das Montagabend-Konzert gerettet. Weil der russische Pultstar Valery Gergiev - einer seiner früheren Lehrer - kurzfristig absagen musste, sprang sein jüngerer Kollege Tugan Sokhiev ein und führte das Orchester des Mariinsky Theaters aus St. Petersburg mit Bravour durch den Abend.
Das Publikum im ausverkauften Saal des Kieler Schlosses erlebte eine Sternstunde - mit Musik von Richard Wagner, Edvard Grieg, Peter Tschaikowski und Wolfgang Amadeus Mozart. Gergiev hatte aus gesundheitlichen Gründen am Montagmorgen abgesagt. Er sei nicht reisefähig, teilte SHMF-Intendant Rolf Beck mit. Sokhiev kam erst zwei Stunden vor Konzertbeginn in Kiel an. Die Zeit reichte nicht einmal für eine Durchlaufprobe.
Der 36 Jahre alte Dirigent aus der Kaukasus-Republik Nordossetien musste sich nicht nur auf Anhieb mit dem Orchester verständigen, sondern auch mit der Weltklasse-Pianistin Elisabeth Leonskaja. Die Grande Dame der russischen Schule spielte energiegeladen den Solopart in Edvard Griegs einzigem Klavierkonzert - und als Zugabe Mozart. Hauptwerk des Abends war die 4. Sinfonie von Tschaikowski, auch Wagners Tannhäuser-Ouvertüre erklang.
Sokhiev ist seit 2012 Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Er stand als Gast erfolgreich am Pult der Wiener und der Berliner Philharmoniker, hat Erfahrungen an verschiedenen Opernhäusern gesammelt. Einer seiner Lehrer war Valery Gergiev.