Dresden - Das zweite Musikfest Erzgebirge wird im kommenden Herbst unter dem Motto "Hohe Kunst tief verwurzelt" stehen. Dieses Bild solle einerseits an die erzgebirgische Musiktradition erinnern, sagte Intendant Hans-Christoph Rademann am Dienstag in Dresden. Andererseits stehe es für die Absicht, das Festival so fest zu verankern, "dass es niemand mehr herausreißen kann".
Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) sagte, Ziel sei es, das Fest zum dritten großen sächsischen Musikfestival neben den Dresdner Musikfestspielen und dem Bachfest Leipzig zu entwickeln. Rößler ist Schirmherr. Geplant sind bislang bei dem Musikfest zwischen dem 14. und 23. September 2012 zahlreiche Konzerte und ein umfangreiches Begleitprogramm in der Erzgebirgsregion.
Der aus Schwarzenberg stammende Dirigent und Chorleiter Rademann hatte nach dem Scheitern des Festes Alter Musik im Erzgebirge die Initiative zu diesem neuen Festival in größeren Dimensionen ergriffen. Es findet nunmehr alle zwei Jahre alternierend mit den Silbermann-Orgeltagen statt.
Das Programm des nächsten Jahres knüpft an das erfolgreiche Konzept von 2010 an. Wie schon beim Vorgängerfest Alter Musik konzentriert sich das Repertoire auf Komponisten bis zur Wiener Klassik und bevorzugt dabei Wiederentdeckungen lokaler Meister. Zu ihnen gehören beispielsweise der spätere Thomaskantor Johann Hermann Schein oder der in Grünhain geborene Gottfried Heinrich Stölzel.
International bekannte Interpreten
Neben der familiär-bodenständigen Atmosphäre der Konzerte gehört die Auseinandersetzung international bekannter Interpreten mit diesen Komponisten zu den besonderen Reizen des Festivals. Die Musiker kommen aus England, Frankreich und Russland, darunter so ausgezeichnete Vokalensembles wie The Sixteen oder die King's Singers. Repräsentanten der Region werden hingegen die zahlreichen Kantoreien sein, die sich zu einem Sängerfest vereinigen wollen.
Neu und einzigartig ist der "Nachtklang" in der Schwarzenberger Lokomotivhalle. Dem Publikums-Wettbewerb von vier Barockensembles, die sich noch bewerben können, geht eine Eisenbahn-Sonderfahrt von Annaberg voraus. Erstmals wird das Festival auch von einem Meisterkurs für junge Dirigenten begleitet.
Mit einem Gesamtetat von nur 400.000 Euro leistet das Festival Erstaunliches. Intendant Rademann deutete an, dass dies nur dank guter persönlicher Kontakte möglich ist. Die öffentlichen Zuschüsse vom Kulturraum, dem Kunstministerium und der Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik, die etwa die Hälfte des Budgets ausmachen, sind leicht rückläufig. Dafür hätten Sponsoren ihr Engagement verstärkt. Landrat Frank Vogel äußerte für den Erzgebirgskreis seine besondere Genugtuung. Das Festival zeige beispielhaft, dass auch der ländliche Raum für solche großen Kunstereignisse offen sei.