Dem Thema Migration widmet sich ein zweiteiliges Kunstprojekt des deutschen Regisseurs Stephan Stroux in der europäischen Kulturhauptstadt Wroclaw (Breslau) in Polen. Das multimediale Projekt „Unvollendetes Haus/ Menschen, die verschoben werden/ Bewegliche Grenzen / European Songlines“ sollte am Mittwochabend Premiere feiern.
Migration ist ein zentrales Thema im Programm der Kulturhauptstadt. „Das Spektakel besteht aus zwei Teilen, die sich ergänzen“, sagte Programm-Direktorin Joanna Kurz im polnischen Rundfunk. So werde es im Gebäude des außer Betrieb genommenen Bahnhofs Swiebodzki (Freiburger Bahnhof) bis zum 10. September Ausstellungen, Lesungen und Konzerte geben. „Es geht um die Frage: Was passiert mit unserer Identität, wenn wir unseren Wohnort verlassen müssen?“, sagte Kurz.
Dabei wird auch ein Blick auf die Geschichte geworfen. Kernstück des Projekts sei das ebenfalls multimediale Stück „Don't be so sure that you are legal“ über die Migration von Menschen in Europa. Es wird bis zum 3. September auf den Gleisen des Bahnhofs aufgeführt.
Den Ort habe der in Berlin lebende Regisseur Stroux bewusst gewählt. „Der Bahnhof erinnert an die Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Kurz. Damals wurde die deutsch-polnische Grenze nach den Beschlüssen der alliierten Sieger neu festgelegt. Hunderttausende Deutsche mussten Breslau, aus dem Wroclaw wurde, verlassen. Sie seien vom Bahnhof Swiebodzki abgefahren, sagte Kurz. „Hier kamen auch die Polen auf der Suche nach einem neuen Wohnort an“, sagt sie. Sie wurden aus den an die Sowjetunion gefallenen Ost-Gebieten ihres Landes zwangsumgesiedelt.
Zur Zusammenarbeit an seinem Projekt hat Stroux viele Künstler eingeladen, darunter die deutschen Schauspieler Barbara Nüsse und Peter Franke sowie die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk.
Bereits seit Jahresbeginn ist Wroclaw – zusammen mit dem spanischen San Sebastián – Europäische Kulturhauptstadt 2016.