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Lorenzo Regazzo als Parmenione in Wildbad. Foto: Presse, Patrick Pfeiffer
Lorenzo Regazzo als Parmenione in Wildbad. Foto: Presse, Patrick Pfeiffer
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Fake News in der Oper: Rossinis «L'occasione fa il ladro» in Wildbad

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Bad Wildbad - Mit der ersten Premiere ist dem Belcanto-Festival «Rossini in Wildbad» ein echter Coup gelungen. Im liebevoll restaurierten historischen Königlichen Kurtheater wurde die Aufführung von Gioachino Rossinis musikalischer Burleske «L'occasione fa il ladro - Gelegenheit macht Diebe» vom amüsierten Publikum umjubelt. Die minimalistische Inszenierung des Festival-Intendanten Jochen Schönleber überzeugte mit Witz und Tempo. Für das hohe musikalische Niveau sorgte Maestro Antonino Fogliani und das Solistenensemble.

Der Einakter gehört zu den Jugendwerken des Belcanto-Meisters. In gerade einmal elf Tagen komponierte der 20-jährige, aufstrebende Komponist Rossini im Jahr 1812 die Musik zu dem eilig zusammengeschusterten Textbuch von Luigi Prividali. Es ist eine echte Klamotte: Zwei Koffer werden vertauscht. Der Hallodri Don Parmenione schlüpft in die Rolle des Bräutigams Conte Alberto, um die attraktive Braut Berenice für sich zu erobern. Erst ganz am Schluss fliegt der dreiste Schwindel auf; dennoch gibt es für alle eine Art zynisches Happy-end.

Die Rolle des Parmenione scheint dem erfahrenen Bassbuffo Lorenzo Regazzo wie auf den Leib geschrieben. Er hat sich das Stück ausdrücklich gewünscht. Er wollte den Schwindler als dämonische, ganz moderne Figur zeigen, als Macho-Gauner, der versucht, mit Fake News (Falschmeldungen) ans Ziel zu kommen. Regazzo ist ein fabelhafter Sänger, der sich auch um den Belcanto-Nachwuchs kümmert. In Wildbad leitet er eine Masterclass. Als Don Parmenione kann er als Komödiant glänzen. Manchmal tut er dabei auch etwas zu viel des Guten. Aber dem animiert mitgehenden Publikum ist das gerade recht.

Ihm zur Seite steht mit Kenneth Tarver ein weiterer erfahrener Belcantosänger als der wahre Conte Alberto. Der lyrische Tenor war Ensemblemitglied des Staatstheaters Stuttgart und gastiert mittlerweile an bedeutenden Opernhäusern. Jetzt schon mehr als ein großes Talent ist die junge Sopranistin Vera Talerko, die die Berenice gibt. Sie gehört zu den typischen Entdeckungen, die man in Wildbad immer wieder machen kann. Auch der Rest des jungen Solisten-Ensembles (Patrick Kabongo Mubenga, Tenor; Giada Frasconi, Mezzo; Roberto Maietta, Bariton) besticht durch Belcanto-Kompetenz und Spielfreude. Alle drei sind Stipendiaten der Akademie BelCanto.

Dirigent Antonino Fogliani, dem Festival seit Jahren als musikalischer Leiter eng verbunden, war wieder ein Garant für spritziges, temporeiches Musizieren. Die Virtuosi Brunensis, zusammengestellt aus jungen Mitgliedern erstrangiger tschechischer Orchester, sind schon seit 2012 offizielles Festivalorchester. Unter Foglianis Leitung sind sie zu echten Rossini-Spezialisten geworden.

«Rossini in Wildbad» bietet bis zum 23. Juli zahlreiche Opern, Konzerten und Events. Schon seit 29 Jahren kommen Belcanto-Fans aus ganz Europa in das idyllische Schwarzwald-Bad, wo der Meister einst Linderung für seine Alters-Wehwehchen gefunden hatte.

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