Prag - Der Theaterregisseur und frühere Opernsänger Selcuk Cara zeigt Wagner einmal anders. Bei seiner neuen Inszenierung «Faszination Wagner» umgibt die Bühne das Orchester, und im Hintergrund läuft ein Film. «Im Grund ist das ein Laufsteg für Siegfried - er durchschreitet so sein ganzes Leben», sagte der 49-Jährige vor der Premiere am Donnerstagabend am tschechischen Nationaltheater.
Bekannt wurde der in Deutschland geborene, türkischstämmige Cara als Wagner-Sänger und als Autor der Bestseller-Autobiografie «Türke, aber trotzdem intelligent».
Der Film auf der gut 20 Meter breiten Leinwand kommentiere Siegfrieds Seelenzustand, erklärte Cara sein Konzept, das später in weiteren europäischen Städten gezeigt werden soll. Die Aufnahmen entstanden unter anderem in einer Handwerksschmiede. Die rund 16 Stunden des Rings des Nibelungen hat Cara auf genau zwei Stunden und 15 Minuten verdichtet. «Es ist der Augenblick des Todes Siegfrieds, wenn alle Bilder durch den Kopf gehen», sagt er.
Zugeschnitten ist «Faszination Wagner» auf den Österreicher Andreas Schager als Heldentenor. Cara, der nach eigener Aussage selbst nicht mehr singt, will nicht nur opernfremde Zuschauer erreichen, sondern auch eingefleischte Wagnerfreunde. Zur Premiere in der Prager Veranstaltungshalle Forum Karlin wurden rund tausend Zuschauer erwartet. Hintergrund für den ungewöhnlichen Ort im Szeneviertel Karlin ist auch, dass die Staatsoper in Prag noch bis Herbst 2019 restauriert wird.