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Festival läutet Jubiläumsreigen in Brechts Geburtsstadt ein
Festival läutet Jubiläumsreigen in Brechts Geburtsstadt ein
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Festival läutet Jubiläumsreigen in Brechts Geburtsstadt ein

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Augsburg - Zu Lebzeiten hatte Brecht höchstens Spott für seine Geburtsstadt übrig. Doch das ist lange her, inzwischen haben die Augsburger ihren Frieden mit dem Theater-Weltstar aus Schwaben gemacht und ehren ihn - natürlich auch zum 125. Geburtstag.

Mit dem Brechtfestival startet in dieser Woche der erste Höhepunkt der Veranstaltungsreihe zum 125. Geburtstag von Bertolt Brecht in dessen Geburtsstadt Augsburg. Das Kulturfest beginnt am Freitag (10. Februar) mit einem Festakt im Goldenen Saal des Rathauses und einer anschließenden Parade durch die Stadt.

Brecht war am 10. Februar 1898 im von Lechkanälen durchzogenen Augsburger Handwerkerviertel geboren worden. Das jedes Jahr rund um seinen Geburtstag stattfindende Festival wird heuer bis 19. Februar dauern.

Der neue Festivalchef Julian Warner will nicht Brechts Theaterstücke und Bücher schwerpunktmäßig thematisieren, sondern die Entstehungsgeschichte. «Während unter Erbe meist das Werk verstanden wird, richtet das Brechtfestival 2023 sein Augenmerk auf Brechts Arbeitsprozesse, seine Praxis, seine Methode, die nicht minder bemerkenswert sind als die Werke», sagt der 37-Jährige. Warner ist für die Zeit bis 2025 zum künstlerischen Leiter bestellt worden, die Festivalleitung wechselt im Drei-Jahres-Takt.

Bei dem Festival ist eine Reihe unter dem Titel «Brechtmaschine» geplant, bei der es um den Unterschied zwischen echten Brecht-Texten und durch künstliche Intelligenz geschaffene Imitate geht. Das Theater Bremen kommt mit einem von Brecht inspirierten Stück über Immobilienleerstand und die Verdrängung von Mietern für mehrere Aufführungen nach Augsburg.

Brechts Berliner Ensemble wird «Brechts Gespenster» am 16. Februar bei einem Gastspiel zeigen. Als ein weiterer Höhepunkt ist an zwei Abenden auch die Wrestlingshow «Kampf um Augsburg» zu sehen, die die verschiedenen Interessensgruppen einer Stadt sichtbar machen soll.

Bis zum Jahresende sind in Augsburg dann noch etliche weitere Lesungen, Theateraufführungen, Konzerte und Exkursionen geplant. Am 20. April will die Stadt auch wieder den Bertolt-Brecht-Preis verleihen. Die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle drei Jahre vergeben. Erster Preisträger war 1995 Theaterautor und Schauspieler Franz Xaver Kroetz, zuletzt ging die Auszeichnung an die Schriftstellerin Sibylle Berg.

Der Dichter und Dramatiker Brecht ist durch sein Wirken in Berlin bis heute als bedeutender Theaterschaffender weltweit bekannt. Der 1956 gestorbene Autor zählt zwar zu den bekanntesten Augsburgern, hatte aber mit seiner Geburtsstadt stets gefremdelt - und die Augsburger lange auch mit ihm. Angeblich soll Brecht gelästert haben, dass das Beste an Augsburg der Schnellzug nach München sei.

Sein Geburtshaus ist heute ein kleines Museum. Kritiker bemängeln allerdings seit vielen Jahren, dass die Dauerausstellung dort nicht mehr zeitgemäß sei. Die Stadt Augsburg hat die Notwendigkeit einer Modernisierung erkannt, im Jubiläumsjahr bleibt es allerdings bei der alten Ausstellung. Nach derzeitigen Plänen soll das Museum im Jahr 2026 zum 70. Todestag Brechts neu konzipiert werden.

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