Dresden/Gohrisch - Die Internationalen Schostakowitsch Tage in Gohrisch (Sächsische Schweiz) avancieren in diesem Jahr zum Uraufführungsfestival. Bei der 8. Ausgabe des Musikfestes (22. bis 25. Juni) erklingen gleich vier Werke erstmals vor Publikum, darunter drei Orchester-Zwischenspiele für Schostakowitschs Oper «Die Nase».
Das gab Festivalchef Tobias Niederschlag in Dresden bekannt. Mit Musik des polnischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) und von Sofia Gubaidulina setzt das Festival zu Ehren von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) weitere Akzente. Dieser hatte einst in Gohrisch sein berühmtes 8. Streichquartett komponiert.
aus der Pressemeldung:
.... Von Sofia Gubaidulina, die in der laufenden Saison bereits zum zweiten Mal als Capell-Compositrice der Sächsischen Staatskapelle Dresden amtiert, wird das Ensemblewerk „Die Pilger“ (2014) zur Deutschen Erstaufführung gelangen; außerdem wir ihr neuestes Kammermusikwerk „Einfaches Gebet“, das sich an ihr 2016 in Dresden erstaufgeführtes Oratorium „Über Liebe und Hass“ anlehnt, in seiner deutschsprachigen Fassung in Gohrisch seine Uraufführung erleben. Auch Mieczysław Weinbergs Largo für Violine und Klavier sowie seine zweite Kammersymphonie op. 147 in der viersätzigen Fassung werden in Gohrisch erstmals öffentlich aufgeführt.
Eine Sensation ist die Uraufführung eines bislang unbekannten Werkes von Dmitri Schostakowitsch: Unter der Leitung von Thomas Sanderling wird ein Kammerorchester aus Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden „Drei Fragmente, die nicht in die finale Version der Oper ‚Die Nase‘ op. 15 aufgenommen wurden“, in der Gohrischer Konzertscheune aus der Taufe heben. Die Zwischenspiele wurden nicht in der Leningrader Uraufführung der Oper (1930) berücksichtigt und sind demzufolge bislang nie im Druck erschienen. Durch den Komponisten und Schostakowitsch-Forscher Krzysztof Meyer wurde Thomas Sanderling auf das Manuskript aufmerksam, dessen Uraufführung ihm daraufhin Schostakowitschs Witwe Irina Antonowna anvertraute.
Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Schostakowitsch Tage: „Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Thomas Sanderling diese späte Schostakowitsch-Uraufführung bei unserem Festival in Gohrisch dirigieren wird. Zum ersten Mal wird damit an dem Ort, an dem Schostakowitsch sein achtes Streichquartett komponierte, auch ein ‚neues‘ Werk von ihm erstmals überhaupt zu hören sein.“
Der Dirigent Thomas Sanderling, der Schostakowitsch noch 1972 bei dessen zweitem Aufenthalt in Gohrisch besuchte, bekannte bei der Pressekonferenz: „Ich dirigiere viel im Ausland und freue mich immer wieder festzustellen, welchen seriösen Namen sich die Schostakowitsch Tage Gohrisch inzwischen international erworben haben. Deswegen wollte ich diese Uraufführung unbedingt in Gohrisch umsetzen.“
Auch 2017 wird das Festival künstlerisch maßgeblich von der Sächsischen Staatskapelle Dresden ausgerichtet. Daneben musizieren viele namhafte Gastkünstler, die allesamt zum ersten Mal in Gohrisch zu erleben sein werden: Neben dem Dirigenten Thomas Sanderling sind dies die Pianisten Viktoria Postnikova, Alexander Melnikov, Elisaveta Blumina und José Gallardo, die Geiger Linus Roth und Dmitry Sitkovetsky, der Cellist Emil Rovner und das Raschèr Saxophone Quartet. Alexander Melnikov wird in zwei Konzerten sämtliche Präludien und Fugen op. 87 von Schostakowitsch zur Aufführung bringen; den epochalen Klavierzyklus schrieb der Komponist 1950/51 nach seinem Besuch des Internationalen Bach-Wettbewerbes in Leipzig.
Im Rahmen einer Kammermatinee wird die Komponistin Sofia Gubaidulina am 25. Juni 2017 mit dem 8. Internationalen Schostakowitsch Preis Gohrisch ausgezeichnet.
Erstmals findet in diesem Jahr am Vorabend der Schostakowitsch Tage ein Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden in der Semperoper statt. Dirigentenlegende Gennady Rozhdestvensky leitet in diesem Konzert die erste und die letzte Symphonie von Schostakowitsch; damit findet erstmals auch die groß besetzte Symphonik des Komponisten Eingang in das Festivalprogramm.
Parallel zu den diesjährigen Schostakowitsch Tagen gelangt auch Mieczysław Weinbergs spät entdecktes musiktheatralisches Hauptwerk „Die Passagierin“ in der Semperoper zur Dresdner Premiere (24. Juni 2017).