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Filmfestival Münster wächst - Erstmals mit europäischen Langspielfilmen

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Schon seit 2001 zeigt das Filmfestival Münster, das sich vor allem als Forum für deutschsprachige Kurzfilmeprofiliert hat, in seinem Rahmenprogramm europäische Langfilme zu gesellschaftsrelevanten Themen wie „Heimat/Migration“. In diesem Jahr geht das älteste Wettbewerbsfilmfestival Westfalens einen Schritt weiter und bietet vom 19. bis 23. Oktober erstmals ein ganzes Wettbewerbsprogramm mit europäischen Langspielfilmen.

Die acht Beiträge wetteifern um den mit 10.000 Euro dotierten, neu
eingerichteten Regiepreis. Prominentestes Jurymitglied ist die
Schauspielerin Inger Nilsson. Die 1959 geborene Schwedin wurde mit
nur acht Jahren durch die Verfilmungen der Kinderbuchreihe um „Pippi
Langstrumpf“ von Astrid Lindgren bekannt.
Inhaltlich ist der neue Wettbewerb auf das Thema „Growing Up“
(Erwachsen werden) festgelegt. „Damit wollen wir die Aufmerksamkeit
für europäische Filme stärken, beim Publikum und bei den
professionellen Besuchern“, sagt die Festivalleiterin Barbara
Fischer-Rittmeyer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp.
Ein solcher thematisch gebundener Spielfilmwettbewerb sei zudem
„in der Festivallandschaft eine Ausnahme“. Fischer-Rittmeyer findet
außerdem die Ausweitung auf Europa auch deshalb „sehr passend für
Münster, da hier mit dem Westfälischen Frieden sozusagen der
Grundstein für die Staatengemeinschaft der heutigen Europäischen
Union gelegt wurde.“
Die meisten Filme des neuen Wettbewerbs werden von den Regisseuren
persönlich vorgestellt. So auch beim schwedischen Eröffnungsfilm
„Populärmusik aus Vittula“ von Reza Bagher. In der
Literaturverfilmung erzählt er von der Rock\'n\'Roll-Rebellion in
Schweden in den sechziger Jahren. Ein weiteres Glanzlicht setzt das
einfühlsame Familiendrama „Bluebird“ der niederländischen Regisseurin
Mijke de Jong, die ein Thema aufgreift, das auch auf deutschen
Schulhöfen aktuell ist. Die zwölfjährige Merel kümmert sich liebevoll
um ihren kleinen behinderten Bruder, wird aber in der Schule heftig
gemobbt und gerät zunehmend in die Isolation. Ihre gutmütigen Eltern
merken davon nichts.
Trotz des gewichtigen neuen Akzents wollen die Festivalmacher aber
nicht generell vom Kurz- auf den Langfilm umstellen. „Der
Kurzfilmwettbewerb bleibt erhalten, da wir damit unser erklärtes Ziel
der Nachwuchsförderung weiterführen“, unterstreicht
Fischer-Rittmeyer.
Mit Kurzfilmen ist das Festival bisher langsam, aber stetig
gewachsen. Vor 25 Jahren von der Filmwerkstatt Münster als „Tage des
unabhängigen Films“ gegründet, wurde die Filmschau unter dem
selbstironischen Titel „Filmzwerge“ bundesweit bekannt, ehe sie sich
vor zwölf Jahren in Filmfestival umbenannte und dank des nachhaltigen
Engagements örtlicher Cineasten zu einem Publikumsfestival
entwickelte, das in der Filmbranche wachsendes Renommee genießt.
Dazu passt die Tatsache, dass Münster als erstes deutsches
Festival eine Retrospektive zu Theo van Gogh zeigt. Der
islamkritische niederländische Regisseur war im November 2004 auf
offener Straße ermordet worden. Im Rahmen einer Werkschau läuft in
Münster auch seine letzte Arbeit: „06/05 - the sixth of may“, ein
Polit-Thriller über das Attentat auf den niederländischen Politiker
Pim Fortuyn. Außerdem werden mehrere Filme über den Filmemacher
gezeigt, darunter die Dokumentation „Nach dem Mord an Theo van Gogh“
der Kölner Regisseurin Karin Jurschik.
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