Es ist wieder Festspielzeit auf dem Grünen Hügel: Nach durchwachsenen Reaktionen auf den neuen «Parsifal» geht es nun mit einer Inszenierung weiter, die im vergangenen Jahr wahre Proteststürme auslöste.
Bayreuth (dpa) - Die Bayreuther Festspiele gehen am Mittwoch (18.00 Uhr) mit dem «Ring des Nibelungen» weiter. Auf dem Spielplan steht der erste Teil der vierteiligen Oper von Richard Wagner: «Das Rheingold».
Die «Ring»-Produktion von Regisseur Valentin Schwarz ist sehr umstritten. Bei der Premiere 2022 gab es laute Buh-Konzerte im Festspielhaus und in diesem Jahr waren sogar unmittelbar vor dem Start der Festspiele noch Tickets für die vier Opern zu haben - ein Novum in der Festspielgeschichte.
Dirigiert wird der «Ring» in diesem Jahr von Pietari Inkinen, der 2022 kurzfristig erkrankt ausgefallen war. In der Rolle des Wotan ist Tomasz Konieczny zu hören, Erda wird gesungen von Okka von der Damerau und Alberich von Olafur Sigurdarson.
Für das zweite Jahr seiner Inszenierung hat Schwarz «zusätzliche Verständnishilfen» angekündigt. «Wir gucken neu drauf, und daraus entstehen viele kleinere Veränderungen», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
«Da brauchte es vielleicht, bildlich gesprochen, noch einen zusätzlichen Scheinwerfer auf die eine oder andere Szene, so dass man - wie im Film - einen stärkeren Fokus schafft und bei diesen Momenten weniger Fragezeichen, sondern mehr Ausrufezeichen setzt.»
Für ihn sei der «Ring» ein Drama des Hier und Jetzt, sagte Schwarz über seine Produktion, die vor ihrer Premiere auch als «Netflix-Ring» bezeichnet wurde, weil der Regisseur die vierteilige Oper als eine Art Drama-Serie inszenierte und die Figuren beispielsweise mit Hintergrund-Geschichten ausstattet.
Generationengerechtigkeit sei ein wichtiges Thema für ihn, betonte Schwarz - und ein zentrales in seiner Inszenierung. «Diese Frage - welche Welt wir hinterlassen - ist, glaube ich, für viele Menschen unbequem, weil sie eine gehörige Portion Selbstkritik nach sich zieht.»
Die Bayreuther Festspiele 2023 waren am Vorabend mit einer Neuproduktion des «Parsifal» eröffnet worden - und auch diese löste durchaus gemischte Gefühle aus, wenn auch keinen so lauten Protest wie gegen den «Ring» im vergangenen Jahr. Regisseur Jay Scheib hat eine Augmented-Reality-Version der Oper entworfen, bei der das Bühnengeschehen dank Spezialbrille durch virtuelle Elemente ergänzt wird.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) räumte nach der Premiere ein, die AR-Brille nicht die ganze Zeit aufgehabt zu haben: «Ich fand es ohne ehrlich gesagt besser.» Kulturstaatsministern Claudia Roth (Grüne) sagte: «Ich finde es gut, dass man neue Formate, neue Versuche macht. Ob es immer funktioniert, ist eine andere Frage.»