Erfurt - Musik von Bach, Lieder aus dem KZ-Buchenwald, der Trauermarsch «Unsterbliche Opfer»: Die «Geige von Buchenwald» des Schriftstellers und ehemaligen Buchenwaldhäftlings Bruno Apitz (1900-1979) erklang am Donnerstagabend erstmals wieder öffentlich in einem Konzert.
Matthias Wollong, 1. Konzertmeister der Staatskapelle Dresden, spielte bei den «Achava»-Festspielen in der Erfurter Peterskirche. Apitz hatte auf dem mindestens 150 Jahre alten Instrument bei den «Lagerkonzerten», aber auch bei Veranstaltungen im Untergrund gespielt. Dokumentiert ist, dass der Autor von «Nackt unter Wölfen» im September 1944 auf der illegalen Gedenkfeier für den im Lager ermordeten Kommunistenführer Ernst Thälmann gespielt hat.
An dem Gesprächskonzert nahm seine Witwe Marlis Apitz teil. Sie hatte der KZ-Gedenkstätte nach dem Tod ihres Mannes das Instrument als Dauerleihgabe überlassen und brachte jetzt den dazugehörenden Notenständer mit. «Ich möchte, dass er wieder zur Geige gehört.»
«Die Geige ist ein Stück Buchenwald-Geschichte und kann erzählen von Selbstbehauptung und menschlicher Würde, von Kopf-Hoch und Hoffnung», sagte Wollong. «Wir glauben, dass in ihr die Seele von all denen steckt, die zuvor auf ihr gespielt haben.»
Apitz, der acht Jahre Buchenwald überlebte, hatte sich als Autodidakt das Geigenspiel selbst beigebracht. Sie habe ihm sehr viel bedeutet, sagte Marlis Apitz. Sie wünschte sich, dass sie öfter erklinge und nicht nur im Kasten liege.
Am 11. April 2018, dem Tag der Befreiung des Lagers vor 73 Jahren, werde Wollong auf der Apitz-Geige vor hochbetagten ehemaligen Häftlingen spielen, sagte «Achava»-Intendant Martin Kranz.