Bonn - Ludwig van Beethoven wurde in Wien der Weltkomponist. Aber von Geburt war er Rheinländer, genauer: Bonner. Das ist nun auch in China und Japan bekannt. Sagen zufrieden die Planer des Festjahres zu seinem 250. Geburtstag. Trotz der Bremswirkung des Coronavirus.
Das Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag von Superstar Ludwig van Beethoven verläuft völlig anders als geplant. Kaum war das Festprogramm auf Touren, wurde es von den Folgen der Coronavirus-Pandemie kalt abgewürgt. Malte Boecker, der Direktor des Bonner Beethoven-Hauses, kann in den Umständen sogar etwas zum Komponisten Passendes erkennen: «Beethoven war ein Meister der Erwartungstäuschung - es kommt bei ihm gerne mal anders als gedacht.»
Das rund 30 Millionen Euro teure Festjahr endet nun nicht am 250. Tauftag Beethovens, dem 17. Dezember 2020, sondern dauert bis in den September 2021 hinein. Konzerte, Ausstellungen und Vorträge über den in Bonn geborenen Komponisten (1770 - 1827), können später stattfinden und bekommen trotzdem Zuschüsse. «Viele Veranstalter planen für das Frühjahr und den Sommer 2021 - als sichere Bank», meint Boecker, der auch künstlerischer Geschäftsführer der Jubiläums-Gesellschaft ist.
Seine großen künstlerischen Erfolge feierte Beethoven erst in Wien, wohin er mit Anfang Zwanzig ging. Aber das Jubiläumsjahr soll auch eine Bühne für seine Geburtsstadt sein. Jedenfalls werde Beethoven in China, Japan und den Vereinigten Staaten nun auch mit dem Rheinland und Bonn verortet, meint Boecker. Bislang sei der Komponist eher «mit einer anderen Metropole in Europa verbunden» worden. Denn in Wien verbrachte Beethoven die längste Zeit seines Lebens. Aber bereits als junger Mann in Bonn war er ein freiheitsliebender politischer Kopf und aufstrebender Musiker.
Ralf Birkner, der kaufmännische Geschäftsführer der Jubiläums-Gesellschaft, meint, ein Viertel von rund 200 Veranstaltungen werde noch in diesem Jahr stattfinden. Viele davon in Nordrhein-Westfalen. So wird im September (11.-13.) in der Industriekulisse des Landschaftsparks Duisburg Nord eine Klanginstallation aufgebaut, die ursprünglich für Mai geplant war. Rund um die Uhr erklingen Teile der Sechsten Sinfonie, der Pastorale. Arrangiert hat das der Klangkünstler Werner Cee.
Dirigent Kent Nagano führt Beethovens «Missa solemnis» am 21. August im Kölner Dom auf, mit Concerto Köln und Sängern - aber nach aktuellen Plänen ohne Publikum. Das Konzert soll im Internet gestreamt und auf Leinwände am Dom und auf dem Bonner Marktplatz übertragen werden. Die Bonner Beethovenhalle steht wegen einer aus den Fugen geratenen Sanierung ausgerechnet im Jubiläumsjahr ihres Namenspatrons nicht zur Verfügung. Aber sie hat die Berliner Künstlergruppe Rimini Protokoll zu einer Inszenierung angeregt: Diese «Theatrale Baustellenbegehung» soll an zwei Tagen im September stattfinden.
Die Neunte Sinfonie und andere Werke komponierte Beethoven, als er praktisch taub war. Deshalb gehört auch ein Musikmediziner-Kongress an der Universität Bonn zum Beethoven-Jahr. Er befasst sich im Oktober auch mit den Auswirkungen von Beethovens Taubheit auf seine psychosoziale Situation und seine vielen sonstigen Erkrankungen.
Seine Geburt - ganz genau ist der Tag nicht bekannt - wurde am 17. Dezember 1770 in das Taufregister der Pfarre St. Remigius eingetragen. Am 250. Tauftag sollte das Jubiläumsjahr enden. «Wir werden diesen Tag in Bonn auf jeden Fall feiern», versichert Boecker. Doch niemand weiß, wie sich die Covid-19-Pandemie bis dahin entwickelt und wie Konzerte stattfinden dürfen. Das dann geplante Konzert mit Daniel Barenboim und seinem West-Eastern Divan Orchester wird auf jeden Fall stattfinden, sagt Boecker. Ob nun ohne Chor, mit richtigem Ensemble, mit vollem Haus, reduziertem Publikum oder als Ghost-Veranstaltung vor leeren Rängen. «An Ideen mangelt es jedenfalls nicht», sagt der künstlerische Chef der Jubiläums-Feiern.