Dresden - Der Dirigent Gerd Albrecht übernimmt am 18. April die musikalische Leitung der Premiere der Oper «Notre Dame» von Franz Schmidt (1874 - 1939). Die Inszenierung der ersten und erfolgreichsten Oper des österreichischen Komponisten verantwortet Günter Krämer, der zusammen mit Albrecht bereits im Februar 2008 die «Penthesilea»-Premiere in Dresden realisiert habe, wie die Sächsische Staatsoper Dresden am Montag mitteilte.
Die Neubesetzung des Dirigats mit Albrecht war aufgrund der vorzeitigen Kündigung von Generalmusikdirektor Fabio Luisi Anfang Februar notwendig geworden. Albrecht wurde 1962 mit 27 Jahren Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor in Lübeck. Zudem arbeitete er unter anderem als Chefdirigent an der Deutschen Oper Berlin, beim Tonhalle-Orchester Zürich, an der Staatsoper Hamburg sowie als Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie.
»Notre Dame«
Romantische Oper in zwei Aufzügen von Franz Schmidt
Premiere am 18. April 2010
Musikalische Leitung: Gerd Albrecht
Inszenierung: Günter Krämer
Bühnenbild: Herbert Schäfer
Kostüme: Falk Bauer
Licht: Fabio Antoci
Choreografie: Otto Pichler
Chor: Pablo Assante
Dramaturgie: Ilsedore Reinsberg
Gerd Albrecht
Besonders das kontinuierliche Engagement für vergessene Komponisten, für Neue Musik sowie seine Kinder- und Jugendprojekte zeichnen das Profil des Dirigenten Gerd Albrecht. Bereits mit 22 Jahren belegte er beim Internationalen Dirigentenwettbewerb in Besançon den ersten Preis und wurde Schüler von Herbert von Karajan. Danach wechselte er als Solorepetitor an die Staatsoper Stuttgart, war Erster Kapellmeister am Städtischen Theater in Mainz und wurde schließlich 1962 mit gerade einmal 27 Jahren Deutschlands jüngster GMD in Lübeck. Es folgten Positionen als Chefdirigent an der Deutschen Oper Berlin und beim Tonhalle-Orchester Zürich. Gastverträge führten ihn regelmäßig u. a. an die Wiener Staatsoper und zu den Salzburger Festspielen. Gemeinsam mit Peter Ruzicka wurde er 1988 an die Staatsoper Hamburg berufen. 1991 wählten ihn die Musiker der Tschechischen Philharmonie zum ersten nicht tschechischen Chefdirigenten in der fast einhundertjährigen Geschichte des Orchesters und 1998 wurde er Leiter des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra in Tokio. In den Jahren 2000 bis 2004 war er Chefdirigent des Dänischen Radio-Symphonieorchester in Kopenhagen. Seit den 70erJahren moderierte Gerd Albrecht mehrere Sendereihen und wurde 1974 mit dem Grimmepreis ausgezeichnet. Viele der mit ihm aufgenommen Einspielungen wurden prämiert. Mit eigenen finanziellen Mitteln gründete Gerd Albrecht 1989 die Hamburger Jugendmusikstiftung, die von ihm noch heute unterstützt wird.
Franz Schmidt
Der 1874 in Pressburg geborene Franz Schmidt machte häufig negative Lebenserfahrungen. Diese resultierten daraus, dass er sich beispielsweise keinem Autoritarismus unterwarf, die Uraufführung seines Opernerstlings «Notre Dame» 1906, die der Direktor der Wiener Hofoper Gustav Mahler trotz Wertschätzung ablehnte, er wurde als Solocellist im Wiener Hofopernorchester, wie man heute sagt, «gemobbt» und erhielt die Gage eines zweiten Cellisten, sich in explosiver Stimmungslage im Kollegenkreis der Wiener Philharmoniker, wo er parallel tätig war, bewegte, ihm im Zusammenhang mit dem erstarkenden Nationalsozialismus politische Nähe vorgeworfen wurde, seine erste Ehe mit einer unheilbaren Geisteskrankheit seiner Frau endete, die gemeinsame Tochter nach der Geburt ihres ersten Kindes starb. Frühzeitig litt er an nervösen Herzbeschwerden, die sich zu schwerer Herzkrankheit entwickelten.
Die andere Seite seines Lebens ist von Erfolg und hoher Anerkennung als Komponist von Sinfonien, Kammermusik, Orgelwerken, einem Oratorium und zwei Opern sowie als Pädagoge in den Fächern Klavier, Kontrapunkt, Komposition und privat von einer glücklich verlaufenden zweiten Ehe gekennzeichnet.
Der österreichische Komponist Franz Schmidt (1874-1939) erhielt hohe Auszeichnungen, darunter den «Franz-Josefs-Orden» und die Ehrendoktorwürde (Dr.phil. h.c.) der Universität Wien.
1951 gründete sich in Wien die «Franz Schmidt-Gesellschaft» zur Förderung und Analyse des Lebenswerks und der Erforschung der Biografie des Komponisten.
Hörer von Wunschkonzerten kennen aus der Oper «Notre Dame» nach Victor Hugos Roman «Der Glöckner von Notre Dame» («Notre-Dame de Paris») das «Zwischenspiel» vor der dritten Szene des 1. Aktes. Schmidt hatte es fertig und 1903 uraufgeführt, bevor an die Komposition der Oper (Uraufführung 1914) überhaupt zu denken war. Es beinhaltet die motivischen Kernthemen der Protagonisten – der Zigeunerin Esmeralda und jener Männer, die die Schuld für das Desaster ihres Lebens auf sie abwälzen. Carmen und Salome haben in Esmeralda eine ungleiche Schwester bekommen. Ungleich, weil Esmeralda eher Spielball statt bewusste Provokateurin von Männerfantasien ist.