Frankfurt/Main - Die Band Wise Guys fragte: "Wo wird Gesang zum Star gemacht?" Wie aus einem Mund antworteten Hunderte Frankfurter Schulkinder: "Chorfest". Vor mehreren Tausend Zuhörern hat die deutsche Vokal-Pop-Gruppe gemeinsam mit den jungen Akteuren das zweite deutsche Chorfest auf dem Römerberg in Frankfurt eröffnet.
Bis zum Sonntag ist die Stadt jetzt "ganz Chor", wie das Motto lautet. Rund 500 Chöre mit insgesamt fast 20.000 Sängern werden rund 600 meist kostenlose Konzerte geben. Die Stadt erwartet bis zu 250.000 Besucher.
Vor dem großen Auftaktkonzert auf dem Römerberg hatten der hessische Landesjugendchor, der Deutsche Jugendkammerchor und ein Jugend-Ensemble aus Venezuela in der Paulskirche den offiziellen Festakt für das viertägigen Chor-Event musikalisch umrahmt. "Gesang lässt über Grenzen hinweg Gemeinschaft entstehen", sagte Gastredner Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Beim Chorfest sei dieses Moment besonders spürbar. Politiker könnten von den Sängern einiges lernen, sagte der Minister. "Wenn wir aus der Vielzahl der Stimmen etwas Harmonisches schafften, könnten wir viel erreichen."
Chöre stellten auch für die gesellschaftliche Integration einen wichtigen Wert dar, betonte Schäuble. Jeder könne sich auf seine Weise einbringen. Im Anschluss an seine Festrede übergab Schäuble den ersten Bogen Sonderbriefmarken aus Anlass des 150. Jubiläums des Deutschen Chorverbandes an den Verbandspräsidenten und ehemaligen Bremer Oberbürgermeister, Henning Scherf.
Ähnlich wie der Finanzminister rückte auch Verbandspräsident Scherf das Gemeinschaftserlebnis beim Singen in den Vordergrund: "Wir brauchen einander. Das spüren Jung und Alt beim gemeinsamen Singen. Das schafft der Chor", sagte er. Die Entwicklung der Chöre habe in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Chorsingen verstärkt im Kommen sei. "Wir sind eine große Bewegung. Und wir haben noch eine große Entwicklung vor uns", fügte Scherf hinzu. In diesem Sinne solle das gleichzeitig zum Chorfest in Frankfurt begangene Verbandsjubiläum kein Anlass für Nostalgie sein. Vielmehr sollten die Menschen zukunftsgerichtet mitgenommen und begeistert werden.
Viele Jahre lang sei das gemeinsame Singen verpönt gewesen, sagte Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU). Auch weil die Nationalsozialisten es zur Manipulation missbraucht hätten. Das habe sich glücklicherweise geändert. "Singen setzt Glückshormone frei. Ganz ohne Ideologie", sagte Roth.