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Harold Pinter erhält den Literatur-Nobelpreis 2005

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Der diesjährige Nobelpreis für Literatur geht an den englischen Dramatiker Harold Pinter. Das teilte die Schwedische Akademie heute in Stockholm mit. In der Begründung hieß es: "Pinter hat in seinen Dramen den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freigelegt und ist in den geschlossenen Raum der Unterdrückung eingebrochen."

Pinter gelte als der "hervorragendste Vertreter des englischen Dramas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts", hieß es weiter.

Die Vergabe kam völlig überraschend. Pinter feierte am 10. Oktober seinen 75. Geburtstag. Letzter britischer Preisträger des Literaturnobelpreises war 2001 der in Trinidad geborene Autor V. S. Naipaul. Im vergangenen Jahr wurde die Österreicherin Elfriede Jelinek ausgezeichnet. Der Nobelpreis ist mit 1,1 Millionen Euro dotiert. Die Vergabe findet traditionell am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel am 10. Dezember in Stockholm statt.

Bei den Mutmaßungen über den diesjährigen Preisträger wurden unter anderen der syrische Dichter Adonis, US-Autoren wie Thomas Pynchon, Don DeLillo und Philip Roth sowie der südkoreanische Lyriker Ko Un zu den Favoriten gezählt. Gegen Pamuk läuft in der Türkei derzeit ein Strafverfahren wegen "öffentlicher Herabsetzung des Türkentums". Die Angelegenheit wurde im Zusammenhang mit den am 3. Oktober 2005 begonnenen Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei zum internationalen Politikum.

Harold Pinter verkörpert das, was man eine schillernde Persönlichkeit nennt: Der Cricket-Fan und Haute-Cuisine-Liebhaber hat sich als subtiler Dramatiker ebenso hervorgetan wie als wütender Kritiker des britischen Establishments. Pinter, der am 10. Oktober 75 Jahre alt geworden ist, hat bisher 29 Bühnenstücke verfasst und gilt als einer der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.

29 Theaterstücke hat der bekennende Sozialist seit 1957 geschrieben, darunter Welterfolge wie den "Hausmeister" (1960), "Betrogen" (1978) und "Moonlight" (1993). Die meisten seiner Stücke möge er noch immer, hat Pinter einmal bekannt, wenngleich er in seinem Leben nichts Perfektes geschrieben habe.

Seit Ende der 1980er Jahre trat er immer mehr mit politischem Engagement ins Rampenlicht. Ob es um die die NATO-Bombardierung Serbiens, den Golf-Krieg oder die Rechte der Kurden ging - er stand bei Demonstrationen oder Eingaben an die Regierung oft in vorderster Reihe. Einen ganz persönlichen Kampf führt er seit drei Jahren gegen Kehlkopfkrebs.

Im vergangenen Jahr erhielt die österreichischen Schriftstellerin Elfriede Jelinek die höchste literarische Auszeichnung. Der Literaturnobelpreis hat ihr die Freiheit gebracht, aber auch ihren persönlichen Rückzug verstärkt. "Ich kann jetzt schreiben, was ich will. Der finanzielle Druck ist weg", erklärte die 58-jährige Schriftstellerin der APA rund ein Jahr nach der Preisverkündigung.


Quellen: 3sat, orf.at