Potsdam/Rheinsberg - Wie kann Liebe funktionieren? Oder eben nicht. Das will Elke Heidenreich in einer Oper ergründen. «Adriana» hat in wenigen Tagen Uraufführung. Heidenreich schrieb das Libretto für die Oper, die beim Festival der Kammeroper Schloss Rheinsberg am 31. Juli uraufgeführt wird. Die Musik stammt vom Lebensgefährten der Autorin und Kritikerin, Marc-Aurel Floros.
Es sei sehr schwer, Texte zu schreiben, die dann gesungen werden, berichtet Heidenreich im Interview der Deutschen Presse-Agentur:
Frage: In «Adriana» geht es um eine junge Frau, die zwischen der Liebe zweier Brüder steht. Die Liebe - ein klassisches Thema in der Oper. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Antwort: Eben darum - weil Liebe und Tod seit 500 Jahren die klassischen Themen der Oper sind. In der Tradition wollte ich bleiben.
Frage: Wie entstand die Geschichte? Von wem oder was haben Sie sich inspirieren lassen?
Antwort: Vom Leben. Ich zeige an drei Paaren verschiedene Arten der Liebe, wie Liebe funktionieren oder eben nicht funktionieren kann.
Frage: Mit der Protagonistin stellen Sie einen jungen Menschen in den Mittelpunkt: Wie kann man gerade junge Menschen mehr für Oper interessieren?
Antwort: Indem man nicht immer wieder klassische Antike vertont, sondern heutige Stoffe. Und mit einer Musik, die Menschen erreicht und nicht verschreckt oder ratlos zurück lässt.
Frage: Was ist die größere Herausforderung? Einen Text für ein Musik- und Bühnenstück zu schreiben oder einen Text «pur» für den Leser?
Antwort: Es ist sehr schwer, Texte zu schreiben, die dann gesungen werden. Knappe klare Bilder, rhythmische Sprache... Aber der Text ist letztlich nur das Gerüst. In der Oper erzählt die Musik die Geschichten.
Frage: Sie haben einmal in einem Interview gesagt, dass Sie privat Bücher nicht per se bis zum Ende lesen, sondern weglegen, wenn Sie nicht gepackt werden - sind Sie auch schon mal bei einer Opernaufführung rausgegangen?
Antwort: Einmal. Aus einer grauenhaften «La Traviata»-Inszenierung.
Frage: Welche Oper können Sie immer wieder hören - und welche nie wieder?
Antwort: Immer und immer wieder Wagners «Ring». Aber auch alles von Verdi. Unter den modernen Opern der letzten 20 Jahre sind ehrlich gesagt einige, die ich mir kein zweites mal antun würde. Und Beethovens «Fidelio» hat mich auch immer kalt gelassen.
Frage: Haben Sie auch ein Talent fürs Komponieren?
Antwort: Überhaupt nicht. Ich kann ja kaum Klavier spielen. Komponieren ist die schwierigste aller Künste, und Marc-Aurel Floros hat dafür ein geradezu begnadetes Talent.
Frage: Die Uraufführung von «Adriana« steht nun am 31. Juli im brandenburgischen Rheinsberg auf dem Programm. An welchen neuen Projekten arbeiten Sie gerade?
Antwort: Ich schreibe ein Buch mit sehr kurzen Geschichten, das im Februar im Hanser Verlag erscheinen wird. Und ich bin ja immer noch Mitglied im Schweizer «Literaturclub», muss also nach wie vor sehr viel lesen.
ZUR PERSON: Elke Heidenreich (72) ist Journalistin, Moderatorin, Schriftstellerin, Rezensentin, Kabarettistin und Opern-Librettistin. Ihre Figur der Metzgersgattin Else Stratmann aus Wanne-Eickel wurde legendär. Jahrelang moderierte sie für das ZDF die Erfolgssendung «Lesen!».