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Orphée aux enfers 2019: Tänzerinnen und Tänzer © SF/Monika Rittershaus
Orphée aux enfers 2019: Tänzerinnen und Tänzer © SF/Monika Rittershaus
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Höllischer Erfolg für Barrie Koskys Operettendebüt in Salzburg

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Salzburg/Berlin - Die turbulent-anzügliche Neuinszenierung von Jacques Offenbachs Operette «Orphée aux enfers» («Orpheus in der Unterwelt») ist bei den Salzburger Festspielen zum größten Publikumserfolg der laufenden Saison geworden.

Vor 18 Jahren erlebten die Salzburger Festspiele einen feinen Operettenskandal. Zu seinem Abschied hatte Festspielerneuerer Gerard Mortier den gestrengen Hans Neuenfels die «Fledermaus» von Johann Strauß inszenieren lassen. Es wurde ein Massaker mit einem pöbelnden und koksenden Prinzen Orlofsky und einem Gerichtsdiener Frosch, der als grasgrüner Laubfrosch daherkam. Das Haus tobte, viele Zuschauer verließen empört den Saal. Auch am Mittwochabend gab es bei den Festspielen wieder Operette. Diesmal verhackstückte Barrie Kosky, Intendant der Komischen Oper Berlin, Jacques Offenbachs «Orphée aux enfers» («Orpheus in der Unterwelt»), und auch diesmal tobte das Haus - vor Begeisterung.

Offenbachs «Orphée» war die erste echte Operette mit einer ziemlich durchgeknallten Geschichte und schmissiger Musik mit dem berühmten «Höllengalopp», den noch heute als «Cancan» jedes Kind pfeifen kann. Weit weg vom Mythos des göttlichsten aller Sänger, der mit seiner Stimme selbst Steine zum Weinen bringt. Bei Offenbach ist er ein mittelmäßiger Geiger, der Eurydike mit seinem Geschabe so nervt, dass sie froh ist, vermittels eines tödlichen Schlangenbisses in der Unterwelt zu landen, wo es so ausgelassen zugeht, dass selbst die gelangweilten Götter aus dem Olymp hinabsteigen.

Barrie Kosky ist als Meister des heiteren Genres bekannt und erfolgreich. Auch diesmal fuhr er den erhofften Triumph ein. Doch gelang ihm das mit recht platten theatralischen Mitteln. Kosky machte aus dem «Orphée» eine vulgäre Travestieklamotte, eine Aneinanderreihung derber Gags und Anzüglichkeiten - so beglückt etwa Jupiter Eurydike mit einem Glitzerpenis und befriedigt sich dann selbst.

Nun war auch Offenbach (1819-1880) kein Kind von Traurigkeit. Doch er war auch ein großer Künstler, der der Doppelmoral seiner Zeit den Spiegel vorhielt. Als deutscher Jude in Paris saß Offenbach, wie auch Heinrich Heine, zeitlebens zwischen allen Stühlen. Nach dem Fall des zweiten Kaiserreiches infolge des deutschen Sieges im Krieg von 1870/71 wurde er in Paris als Deutscher, in Deutschland als jüdischer «Landesverräter» beschimpft. Zu Offenbachs 200. Geburtstag, der dieses Jahr gefeiert wird, hätte man sich schon ein wenig mehr gewünscht als nur einen dauergeilen Partyknaller.

Offenbachs Musik, vor allem die lyrischen Passagen, litt unter dem nicht immer jugendfreien Dauerfeuer aus Koskys mit Unmengen von Gleitgel geschmierter Theatermaschine. Zumal der italienische Dirigent Enrique Mazzola, Erster Gastdirigent an der Deutschen Oper Berlin, die Wiener Philharmoniker zu einem recht preußischen Klang animierte, vor allem in den großen Tanz-Tableaux viel zu laut und so grobkörnig wie die ganze Show. So hörte man fast nichts von den bezaubernden lautmalerischen Passagen wie dem «Fliegenduett», in dem Offenbach das Summen der Biene nachahmt, in die sich Jupiter verwandelt, um zu Eurydike zu gelangen.

Der größte Beifall wurde dann auch nicht der sich im Getümmel tapfer schlagenden US-Koloratursopranistin Kathryn Lewek als Eurydice, dem spanische Bassbariton Joel Prieto als Orphée oder dem österreichischen Bassbariton Martin Winkler als Jupiter zuteil, sondern dem Schauspieler Max Hopp. Ihm hatte Kosky nicht nur die Rolle des Toteninselfährmanns John Styx anvertraut, sondern auch alle gesprochenen Dialoge. Hopp funkte immer wieder mit seinen lautmalerischen Einfällen dazwischen wie in einem Stummfilm von Buster Keaton. Das war zu Beginn noch recht komisch, wie jeder Schritt der Eurydice mit einem «wom-wom-wom», wie das Öffnen von Türen mit Knarren und Gequietsche akzentuiert wurde. Aber irgendwann begann Hopps Comic-Sprech zu nerven.

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