Manches Klischee stimmt: In Wien spielt die Musik. Das Beethoven-Jahr 2020 ist für die österreichische Hauptstadt idealer Anlass, ihr Image zu unterstreichen – auch dank Oscar-Gewinner Christoph Waltz.
Im Beethoven-Jahr 2020 will sich Wien stärker denn je als „Welthauptstadt der Musik“ positionieren. „In Wien hören jeden Abend 10 000 Musikbegeisterte klassische Musik in Opern- und Konzerthäusern von Weltrang“, sagte Tourismusdirektor Norbert Kettner der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Aus Anlass des 250. Geburtstags Beethovens erwarteten die Besucher Sonderschauen in großen Museen, die einzige Beethoven-Oper „Fidelio“ in gleich drei Fassungen und viele weitere Events, sagte Kettner. So inszeniert der zweifache Oscar-Preisträger Christoph Waltz im März 2020 „Fidelio“ in der Fassung von 1806 im Theater an der Wien. Dort hatte das Werk auch seine Uraufführung.
Wien als Heimat der Wiener Philharmoniker, der Wiener Symphoniker, der Wiener Sängerknaben, als Ort einer der weltweit besten Musik-Universitäten und mit 120 Bühnen für Musik und Theater könne seine Glaubwürdigkeit in Sachen Kultur dank des Jubiläums-Jahrs wirksam unterstreichen, sagte Kettner. Die Zahl der Touristen in Wien ist von 2008 bis 2018 um mehr als 60 Prozent auf zuletzt 7,5 Millionen im Jahr gestiegen.
Schon lange sei Wiens Rolle als Zentrum der klassischen Musik bei der Entscheidung für ein Reiseziel sehr entscheidend. „Es geht dabei gar nicht um einen konkreten Opernbesuch, sondern um die Aura einer Stadt, wo die Klassik eine immense Bedeutung hat“, so Kettner. Viele Chinesen hätten – wohl auch wegen des weltweit übertragenen Neujahrskonzerts – den Goldenen Saal des Wiener Musikvereins im Kopf, wenn sie an Wien dächten, so Kettner.
Der in Bonn geborene Beethoven (1770-1827) war als junger Mann nach Wien gezogen. In nicht weniger als 40 Wohnungen soll der für seine Unrast bekannte Komponist in Wien gelebt haben.
Bei der Präsentation von Beethoven als Wahl-Wiener setzt der Tourismus-Chef auch auf neue Technologie. So sei in Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern für die Sprachassistenten Alexa und Google Home ein Hörspiel mit 28 Kapiteln über Beethoven entstanden.
Generell könne die Stadt gerade mit Blick auf die Besucher aus Deutschland – der wichtigsten Gruppe unter den ausländischen Touristen – darauf vertrauen, dass sie bestens mit der Stadt vertraut seien. „Die Kenntnis der Deutschen von Wien ist überragend. Da können wir es uns leisten, vor allem Details zu präsentieren“, sagte Kettner.
Zu den weniger bekannten Facetten zähle, dass Filmkomponisten von Weltrang wie Hans Zimmer („Gladiator“, „König der Löwen“) in der Synchron Stage Vienna ihre Musik aufnehmen ließen. Nach Angaben der Stadt gibt es in Wien viele Tausend Profimusiker und -musikerinnen.
Etwa 400.000 Haushalte in der 1,8-Millionen-Metropole hätten ein Musikinstrument. Die Zahl der Instrumentenbauer habe sich in den vergangenen Jahrzehnten auf nun knapp 100 vervierfacht.
Wer sich mit neuer Technologie auf die Spuren von Beethoven in Wien begeben will, kann dies mit einer Spezial-Sonnenbrille tun. Via App leiten die in die Brille eingebauten Kopfhörer zu wichtigen Stationen. „Wir haben davon allerdings nur zwölf Stück zum Gratis-Ausleihen“, sagte Kettner.