Baden-Baden (dpa) - Die italienische Opernsängerin Cecilia Bartoli (50) singt im Festspielhaus in Baden-Baden an diesem Donnerstag und am Samstag Vincenzo Bellinis «Norma». «Wenn man die Oper mit zeitgenössischen Instrumenten aufführen will, dann ist das definitiv eine Revolution», sagte die Mezzosopranistin im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Die Tragödie im antiken Gallien um die Hohepriesterin Norma, die aus Liebe zu dem Soldaten Pollione ihr Volk verrät, ist hier nach Frankreich zur Zeit der Besatzung durch Hitler-Deutschland verlegt. Die Aufführung der Salzburger Pfingstfestspiele von 2013 gastiert nun in Deutschland.
Interview: Patrick Neumann, dpa
Frage: Norma ist eine starke Frauenrolle. Was können die Gäste im Festspielhaus bei den zwei Aufführungen erwarten?
Antwort: Ich fand es toll, mit zeitgenössischen Instrumenten zu rekonstruieren, wie Bellini seine Oper gehört hatte. Und natürlich auch mit einer Besetzung, wie sie Bellini hatte. Und hier in Baden-Baden hören wir das mit einem Mezzosopran als Norma und Adalgisa, einem Sopran. Eine großartige neue Vision von Norma also. Wir haben es schon bei den Proben festgestellt: Die Akustik hier im Baden-Badener Festspielhaus ist spektakulär. Wenn man die Oper mit zeitgenössischen Instrumenten aufführen will, dann ist das definitiv eine Revolution, für die man viel Recherche braucht.
Frage: Früher gab es Schallplatten - seit langem fast nur noch CDs. Wie nehmen Sie dieses vermeintlich perfekte Medium auf?
Antwort: Auch CDs sind das Abbild eines Moments. Wenn Sie denken, es gäbe eine perfekte CD, dann lassen Sie mich das bitte wissen. Ich habe jedenfalls bisher keine gefunden. Auf jeden Fall ist es für Künstler immer frustrierend, eine CD aufzunehmen, weil man ständig alles daran verbessern möchte. Denn wenn eine CD aufgenommen ist, dann ist es nicht mehr zu ändern. Aber generell würde ich sagen, man sollte Musik immer live hören. Und genau deswegen sind Live-Aufführungen ja auch so erfolgreich. Die CDs sind in echten Schwierigkeiten, weil sich die Technologie heutzutage so schnell ändert und die Plattenfirmen herausfinden müssen, was der nächste technische Schritt sein muss. Die wissen das manchmal aber nicht.
Frage: Wie halten Sie Ihre Stimme fit - vor allem jetzt, in der kalten Jahreszeit?
Antwort: Ich spüre den Winter im Augenblick noch nicht so recht. Es hat ja noch fünf Grad draußen und für mich sind solche Tage voller Energie. Natürlich muss ich trotzdem auf meine Stimme aufpassen, nicht rauchen, nicht zu viel sprechen, nichts Kaltes essen und natürlich Vitamine nehmen.
Frage: Die Oper ist selbst auch Namensgeberin für das sizilianische Nudelrezept Pasta alla Norma, heißt es?
Antwort: Bellini war ja Sizilianer - und es ist nun mal so, dass die beste Pasta alla Norma in Sizilien zu essen ist. Mit Auberginen - es ist einfach köstlich. Aber ich würde einem Sänger keinesfalls empfehlen, dieses Gericht vor einem Auftritt zu essen. Es schmeckt wunderbar, liegt aber doch etwas schwer im Magen. Musik und Essen - das gehört für mich definitiv zusammen. Gutes Essen braucht man für den Magen, für den Kopf und die Seele.
Frage: Seit 2012 sind Sie künstlerische Direktorin der Pfingstfestspiele in Salzburg, singen und forschen. Wie geht das alles gleichzeitig?
Antwort: Nun ja, ich bin künstlerische Direktorin der Pfingstfestspiele, bin also kein reiner Verwaltungsmensch in Salzburg. Das macht das Leben schon ein wenig einfacher, aber es ist natürlich eine Menge Arbeit und eine riesige Verantwortung. Es ist ja auch das erste Mal, dass eine Frau eine solche Position in Salzburg innehat. Vor mir waren ja Riccardo Muti oder Herbert von Karajan und andere große Dirigenten in leitender Funktion in Salzburg. Für mich ist das ja nach dreißig Jahren Karriere auch eine Herausforderung. Ich kenne mich ja doch nun schon ein wenig aus, und es ist eine wahre Leidenschaft von mir. Ich bin gerne künstlerische Direktorin in Salzburg.
Frage: Viele Ihrer Kollegen singen auch mit Rock- und Popsängern. Was halten Sie von solchen Cross-Over-Projekten?
Antwort: Ich habe überhaupt nichts gegen Cross-Over-Projekte, wenn es einen Grund dafür gibt. Mit einem großen Pop-Künstler zu arbeiten - warum nicht? Ich bin überhaupt nicht dagegen. Es muss aber definitiv einen guten musikalischen Grund dafür geben.
ZUR PERSON: Die italienische Sängerin Cecilia Bartoli, geboren am 4. Juni 1966 in Rom, machte sich vor allem als Interpretin von Rossini- und Mozartopern einen Namen. Seit 2012 ist der Weltstar, der auch aktive Musikforschung betreibt, künstlerische Direktorin der Pfingstfestspiele in Salzburg.