Nürnberg - Live-Musik im Einkaufstempel, ein Konzert inmitten von Pflanzen, Familiengeschichten aus dem Krieg: Mit vielen ungewöhnlichen Formaten beginnt an diesem Freitag die Nürnberger Orgelwoche. Dabei ist der Titel des Festivals nicht unbedingt Programm.
Mit Bachs Johannes-Passion wird an diesem Freitag (19. Juni) die Internationale Orgelwoche (ION) Nürnberg eröffnet. Das seit 1951 bestehende Festival ist nach Angaben der Veranstalter das wohl größte und älteste für geistliche und Orgelmusik in Europa. Doch die ION ist nicht nur etwas für Kirchenmusik-Fans und Orgelspezialisten. Bis zum 28. Juni steht eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen auf dem Programm: Vom Überraschungskonzert in Kaufhäusern bis zum Renaissancefest mit Gauklern und Schwertkämpfern.
Prominente Gäste bei der Orgelwoche sind die Bamberger Symphoniker unter Jonathan Nott: Sie spielen Bach, Strauss und Schubert. Den Auftakt bildet György Ligetis «Poème Symphonique» für 100 Metronome, die die Orchestermusiker ersetzen. Die Gruppe Continuum will dagegen mit Überraschungskonzerten in Kaufhäusern in der Innenstadt Menschen beim Einkaufsbummel die Musik von Johann Pachelbel nahebringen.
Das Concerto Köln versucht sich an einem «familienbiografischen Konzertprojekt». 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollen dabei persönliche Familiengeschichten zur Sprache kommen. Erzählungen der Orchestermusiker und alte Familienfotos werden zusammen mit Mozarts Jupiter-Symphonie präsentiert.
Bei den «Sounds & Clouds»-Konzerten in der Tafelhalle sitzen etwa 50 der insgesamt 200 Zuhörer an einem langen Tisch mit den Musikern. Um sie stehen Pflanzen, und es gibt Videofilme auf einer großen Leinwand und Musik von Antonio Vivaldi. Passend zum diesejährigen Motto «Freiheit» improvisieren junge Organisten bei den Mittagskonzerten zu Themen, die vom Publikum vorgeschlagen werden.