Hauptrubrik
Banner Full-Size

José Cura inszeniert "Samson und Dalila" am Badischen Staatstheater

Publikationsdatum
Body

Karlsruhe - Seine Vielseitigkeit als Sänger hat José Cura bei zahlreichen Gelegenheiten unter Beweis gestellt. Dass sich seine künstlerischen Fähigkeiten nicht aufs Singen beschränken, stellt er ab Freitag (15. Oktober) am Badischen Staatstheater in Karlsruhe unter Beweis, wo er die Oper "Samson und Dalila" inszeniert. Doch nicht nur die Regie liegt in seiner Verantwortung, auch das Bühnenbild und die Kostüme hat der Argentinier entworfen. Und: In den ersten fünf Vorstellungen wird Cura selbst auch die Hauptrolle singen. Nur das Dirigieren überlässt er noch anderen.

Die außergewöhnliche Verbindung von Regie, Ausstattung und Gesang verdankt der international bekannte Tenor einer Einladung des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe. Generalintendant Achim Thorwald erinnert sich, dass er nach einer Galavorstellung, die Cura in Karlsruhe gesungen hatte, noch mit ihm zusammengesessen und über die Träume des Sängers gesprochen habe. Das Gespräch sei auf Samson gekommen. "Ich habe José Cura vorgeschlagen, diese Oper hier in Karlsruhe zu inszenieren, und er hat sofort zugesagt."

Auch der Künstler ist begeistert von der Gelegenheit. "Es ist eine schöne Einladung", sagt er, der nun als singender Regisseur oder inszenierender Sänger seit knapp drei Wochen am Badischen Staatstheater arbeitet. Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Jedem Chormitglied, jedem Statisten hat Cura eine ganz bestimmte Rolle zugewiesen, alle kennt er mit Vornamen. "Der Chor liegt ihm zu Füßen, weil er so intensiv mit ihm arbeitet", berichtet Thorwald.

Große Nähe zu den Darstellern
Tatsächlich nimmt sich Cura bei der Probe viel Zeit, läuft zwischen den Chorsängern herum, macht hier einen Witz, richtet dort ein Kostüm. Dank der guten Stimmung, die Cura aufbaut, kann er detailgenau arbeiten. "Mir ist es wichtig, dass jeder in die Persönlichkeit schlüpft, die er darstellt. Nur so wirkt die Darstellung glaubwürdig. Wenn der Hohepriester auf einen der
gefangenen Israeliten losgeht, ist es nicht entscheidend, ob er ihm gegen das Bein tritt oder schlägt. Entscheidend ist, dass diese Aktion zum Charakter des Hohenpriesters passt", sagt Cura und fügt hinzu: "Das zu erarbeiten ist viel schwieriger als jedem Sänger vorzuschreiben, was er wann tun soll." Mit "kleinen Korrekturen" sorgt er dafür, dass sich die Gewalt zwischen Hebräern und Philistern überzeugend entlädt und dass Dalila und ihre Tempelmädchen richtig verführerisch wirken.

Moderne Kulisse für "Samson und Dalila"
Cura hat den Samson schon oft gesungen und sich jedes Mal gewünscht, die Oper einmal in einer zeitgemäßen Umgebung angesiedelt zu sehen. Alle Produktionen, in denen er diese Rolle bisher verkörpert habe, hätten die biblische Geschichte von Samson und Dalila auch in biblischen Zeiten angesiedelt. Aber für Cura geht es dabei nicht nur um den Liebesverrat von Dalila an Samson, sondern um allgemeingültige Fragen. "Sex. Macht. Vorherrschaft. Gewinn", zählt er auf. Aus seiner Sicht hat sich die Menschheit in diesen Dingen seit 2.000 Jahren nicht weiter entwickelt.

In seiner Inszenierung, die zwischen stillgelegten Ölbohrtürmen spielt, geht es Cura um zwei Dinge: "Ich will zeigen, dass nach einer Revolution die ehemals Unterdrückten selbst zu Unterdrückern werden. Die einzige Hoffnung, diesen Kreislauf aus Gewalt und Unterdrückung zu durchbrechen liegt in den Kindern. Sie stehen für die Möglichkeit einer friedlichen Zukunft." Die Kinder sind eine Erfindung von Cura, weder im Alten Testament noch in der Opernkomposition von Camille Saint-Saens kommen sie vor. Der argentinische Sänger-Regisseur lässt die Kinder beider Völker, der Hebräer und der Philister, zusammen spielen. Es sind die Erwachsenen, die sie auseinander treiben, nach dem Motto "Spiel nicht mit den Kindern der Feinde". Aber die Kinder sind echte Freunde, sie stehen einander bei, und sie stehen am Ende der Oper in Curas Inszenierung für eine bessere Zukunft.

"Natürlich hoffe ich, dass meine Botschaft verstanden wird und meine Inszenierung ein Erfolg wird. Ich würde gern in Deutschland weitere Operninszenierungen übernehmen", sagt er. Er beschreibt die Endphase der "Samson"-Proben in Karlsruhe, bei denen er zugleich selbst singt, als "Stress und Spaß zugleich". 2012 wird er bei "La Rondine" in Nancy Regie führen und bei dem Doppelabend "Cavalleria rusticana/I Pagliacci" in Lüttich. Zu einer weiteren Regieeinladung nach Karlsruhe werde er sicher nicht nein sagen, versichert Cura.
 

Ort
Musikgenre