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Das japanische Wort „Inori“ steht für Gebet und Anrufung. Genauso heißt eines der zentralen Werke von Karlheinz Stockhausen, dem richtungsweisenden Komponisten und Musikdenker, der dieses Jahr sein 75. Lebensjahr vollendet hat. Am Dienstag, 4. Februar verspricht Stockhausens Werk für 2 Tanzmimen und Orchester im Konzerthaus Dortmund ein einmaliges Musikereignis, bei dem Peter Eötvös die musikalische Leitung und Karlheinz Stockhausen selbst die akustisch-visuelle Gesamtregie übernimmt.
Wo Stockhausen in zeitgenössischen Diskursen immer wieder als Provokateur auftritt, war dies auch in der Vergangenheit nicht anders. Mit dem 1973 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführten „Inori“ stellte Stockhausen sich dem damals verbreiteteten Diktum in der musikalischen Avantgarde quer, dass alle Kunst nur vom Politischen kommen und dem Politischen dienen dürfe – Inori ignoriert dies, indem es auf eine transzendente und kosmische Ebene abhebt.Inori ist ein Gesamtkunstwerk für alle Sinne, aus dem Stockhausens Beschäftigung mit östlichen Religionen spricht. In einem siebzigminütigen Entwicklungsverlauf wächst ein gestisch exakt notiertes Ritual östlich inspirierter Gebärden zu einer Musik, die sich abschnittsweise aus einer "Urgestalt" entwickelt. Für Stockhausen markiert dieser Verlauf die Evolutionsgeschichte von Musik überhaupt, von ihren Anfängen bis heute. In Dortmund bringen die Tanz-Pantominen Alain Louafi als auch Kathinka Pasveer den Gehalt der Musik gestisch zum Ausdruck. Beide arbeiten schon lange mit Karlheinz Stockhausen zusammen. Peter Eötvös dirigiert das für zeitgenössische Musik renommierte Radio Kamerorkest Hilversum. Maßgeblich ermöglicht wurde dieses Konzert durch die Kunststiftung NRW anlässlich des 75. Geburtstags von Karlheinz Stockhausen.
Beginn 20 Uhr, Einführungsvortrag um 19 Uhr.