Die von der Opéra National du Rhin Strasbourg und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe mitorganisierte viertägige Opera Europa Konferenz hat den Blick für die Zukunft auf die so wichtige Kunstform geweitet.
Generalintendant Peter Spuhler zieht eine positive Bilanz: „Es war eine große Ehre und Bereicherung zusammen mit der Opéra national du Rhin Strasbourg Gastgeber der diesjährigen Opera Europa Herbstkonferenz zu sein. Fast 300 internationale Fachbesucher*innen – von Peking bis Seattle, von Helsinki bis Cape Town – haben unsere Gastfreundschaft genossen und das intensive Workshop-Programm und die Panels bereichert. Gemeinsam haben wir etwas bewegt und unsere Zusammenarbeit gipfelte in der wunderschönen Idee des Weltoperntages, den wir am 25. Oktober zum ersten Mal feierten.“
Oberbürgermeister Frank Mentrup ließ es sich nicht nehmen, die Konferenz am Samstag zu besuchen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu begrüßen. Oper sei ein wunderschönes, komplexes System - wie bei allen komplexen Systemen sei es heikel, Veränderungen vorzunehmen, weil bereits kleinste Weichenstellungen größte Effekte haben können. Veränderung sei aber nötig - deswegen sei er auf die Ergebnisse der Konferenz besonders gespannt. Er zeigte sich darüber hinaus sehr angetan von der Ausstellung Große Oper – Viel Theater?, die einen Überblick über aktuelle Theaterbauten liefert und als die beste ihrer Art gilt. Sie ist bis Ende November im Foyer des Staatstheaters zu sehen. Zum Auftakt der Konferenz betonte Staatssekretärin Petra Olschowski: „Mir bedeutet das Motto der Konferenz, „Building Bridges“, viel – und ich freue mich, dass die beiden Städte Straßburg und Karlsruhe es gleich ganz praktisch und grenzüberschreitend mit dieser Tagung leben. Was für eine gute Idee in einem Europa, dass auseinander zu brechen droht!“ Dr. Albert Käuflein war am Freitagabend ein froher und glücklicher Kulturbürgermeister, der alle internationalen Gäste und die Vertreter*innen der Partnerstadt Krasnodar auf der Abendveranstaltung willkommen hieß. Zusammen mit dem internationalen Fachpublikum wurde das 300. Jubiläumsjahr der Stadt Karlsruhe zelebriert.
Operndirektorin Nicole Braunger resümiert die Herbsttagung der Opera Europa Konferenz: „Wir haben die vier Veranstaltungstage intensiv genutzt, um unsere Ideen und Visionen zur Zukunft der Oper auszutauschen. Das Motto der Konferenz BUILDUNG BRIDGES war uns gleichzeitig auch mahnende Aufforderung: Wir müssen über den Tellerrand hinausschauen und in Kommunikation zu einem Publikum treten, dass momentan vielleicht noch nicht in Berührung mit der Oper steht. Deshalb ist es so wichtig, Vorurteile aktiv abzubauen. Wir alle wollen diese einzigartige Kunstform in die Zukunft führen. Mit unserer Serie Oper & Medienkunst werden wir Ende Januar 2020 in einem gemeinsamen Symposium im ZKM weitere Schritte in diese Richtung gehen. Was wollen wir mit der Kunstform Oper tun? Spannende Aufgaben für die kommenden Jahre liegen vor uns: Es braucht Veränderungsbereitschaft im Denken und in den Herangehensweisen, Flexibilität ist gefragt. Vorreiter werden diejenigen sein, die die Gesellschaft verstehen und sich uneingeschränkt mit ihr verbinden können. Die Kunstform Oper wird auch in den nächsten 100 Jahren relevant sein, wenn wir heute stichhaltige Antworten liefern, warum wir mit ihr fortfahren wollen.“
Welche Inhalte sollen in Opernhäusern verhandelt werden und wie sollen die Häuser prinzipiell genutzt werden? In ihren Fazits waren sich viele internationale Intendant*innen in Karlsruhe einig: Für die Zukunft brauche es eine gemeinsame Kraftanstrengung, die Herausforderungen können nur zusammen bewältigt werden. Auch aus den Fehlern, die man auf diesem Weg mache, könne man nur lernen. Diversität im Repertoire, im Geschichtenerzählen, im Personal seien und blieben die Kernaufträge an die Kunstschaffenden aller Opernhäuser. Neue Business Modelle würden den Weg in die Zukunft ebnen. Digitalisierung könne dabei eine großartige Chance sein, um vieles aufzuholen. Sorgen über die Zukunft der Oper brauche man sich bei steigenden Besucherzahlen grundsätzlich keine machen, so Generalintendant Peter Spuhler: „In der Oper findet gerade ein gesellschaftlicher Wandel statt. Für die Opernhäuser ist es wichtig zu klären, welches Aussehen sie sich künftig geben wollen, ob die traditionelle Form in „Stuck und Gold“ gewahrt wird oder man auch jüngere Besucherinnen und Besucher mit einem modernen Ambiente und tagsüber geöffneten Foyers ansprechen will. Ich selbst habe große Sympathien für Oper und Theater als Wohnzimmer für die Stadtgesellschaft. Es ist für mich nicht einzusehen, weshalb eine große Kulturinstitution, die für Menschen da ist, erst abends ihre Pforten öffnet. Die Oper grundsätzlich in die Gesellschaft zu öffnen halte ich für unabdingbar für ihre Weiterentwicklung und dieser blicke ich optimistisch entgegen, denn ich glaube an die einzigartige Kraft dieser königlichen Kunstform, die uns mit den unmittelbar emotionalen Erlebnissen beschenkt, ohne die ich mir Theater nicht vorstellen kann.“
Die nächste Opera Europa Konferenz findet Ende Mai in Helsinki (Finnland) statt. Das von der Finnish National Opera ausgerichtete Zusammentreffen steht dann unter dem Kernthema „Immersive Opera“.