Wismar - Vor 30 Jahren wurden die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern gegründet. Das Jubiläumsprogramm versprach musikalische Höhepunkte. Dann kam die Corona-Pandemie. Mit viel Enthusiasmus wurde dennoch ein Konzertsommer auf die Beine gestellt - nur kleiner.
Mit einem Konzert vor coronabedingt kleinem Publikum haben die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern am Samstag in Wismar die Jubiläumssaison zum 30-jährigen Bestehen ausklingen lassen. Den Schlussakkord der drastisch reduzierten Sommer-Spielzeit setzten in der Wismarer Georgen-Kirche die NDR Elbphilharmonie und der kroatische Pianist Dejan Lazic. Unter Leitung von Krzysztof Urbanski erklangen Werke von Ludwig van Beethoven. Wegen der Corona-Schutzbestimmungen war die Besucherzahl auf 200 und damit etwa ein Viertel der möglichen Plätze begrenzt worden.
Statt der sonst üblichen 80 000 zählten die Festspiele in diesem Sommer nach eigenen Angaben nur gut 5600 Besucher. Wegen des Verbots von Großveranstaltungen in Folge der Corona-Pandemie mussten die Veranstalter eine Vielzahl von Konzerten absagen oder in deutlich kleinere Formate und Internetauftritte umwandeln. Ursprünglich waren 149 Konzerte und 24 Begleitveranstaltungen geplant gewesen. Doch umfasste der Festspielsommer 2020 dann nur 64 neu konzipierte Konzerte. Zuvor war im März bereits der Festspielfrühling auf Rügen coronabedingt ausgefallen.
«Eine Bilanz muss sich gemeinhin mit den Zahlen des Vorjahres vergleichen lassen. In diesem Jahr kann die Bilanz nur lauten: Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern danken den Menschen im Land!», lautete das Fazit der neuen Festspiele-Intendantin Ursula Haselböck, die Anfang September ihr Amt angetreten hatte. Das Publikum habe auch die kleinen Formate angenommen und den Organisatoren immer wieder Mut zugesprochen. Unter schwierigen Umständen hätten es die Künstler vermocht, dennoch fantastische Konzerterlebnisse zu ermöglichen.
Unternehmen, Förderer und Kartenbesitzer, die auf die Rückerstattung des Geldes verzichteten oder einen Teil davon spendeten, sorgten laut Haselböck dafür, dass der private Rettungsschirm der Festspiele bislang mit 857 260 Euro gefüllt wurde. Sie sei optimistisch, dass bis zum Jahresende eine Million Euro zusammenkomme. «Die große Solidarität der Festspielfamilie macht mir Hoffnung, dass wir auch in den kommenden Jahren Musik nach Mecklenburg-Vorpommern bringen können», sagte Haselböck.
Kulturministerin Bettina Martin (SPD) hob die Bedeutung der Festspiele für das Kulturangebot des Landes hervor. «Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind ein kultureller Juwel, der weit über die Grenzen unseres Landes hinaus leuchtet und viele Menschen anzieht», betonte sie. Seit Gründung im Jahr 1990 stehe das Klassikfestival für Kreativität, Einfallsreichtum und biete viele hochkarätige Konzerte. Laut Martin unterstützt das Land die Festspiele über die Kulturförderung in diesem Jahr mit 205 000 Euro. Wegen der besonderen Herausforderungen infolge der Corona-Krise kämen in diesem Jahr Hilfen aus dem MV-Schutzfonds Kultur dazu.
Als Reaktion auf das beschränkte Konzertangebot im Sommer weiten die Festspiele ihr Winterprogramm deutlich aus. Vom 4. November bis zum 16. März 2021 stehen 45 Konzerte auf dem Programm. Ergänzend zu den traditionellen Advents-und Neujahrskonzerten würden Musiker wie Götz Alsmann, Iveta Apkalna, Martynas Levickis und Rudolf Buchbinder zurück nach Mecklenburg-Vorpommern kommen und ihre für den Sommer geplanten Veranstaltungen nachholen, kündigte Haselböck an. Besitzer von Karten für Konzerte aus dem Festspielsommer hätten noch bis zum 8. November 2020 Gelegenheit, diese über das Rückabwicklungsformular auf der Internetseite der Festspiele zurückzugeben.
Mit normalerweise knapp 100 000 Besuchern im Jahr gehören die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern zu den bundesweit größten Klassikfestivals, mit einer dreimonatigen Sommersaison als Kern.