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Komische Oper in der Wiege der Weltreligionen

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Jerusalem - Mit der Oper «Der Liebestrank» von Gaetano Donizetti ist Jerusalems erstes Klassik-Freiluftfestival eröffnet worden. Es soll in den kommenden fünf Jahre jeden Sommer stattfinden. Nach Angaben einer Sprecherin der israelischen Oper besuchten etwa 5000 Gäste am Mittwochabend die Veranstaltung im «Sultansbad» vor den Mauern der Jerusalemer Altstadt.

 

Es ist eine Opernkulisse, wie sie dramatischer kaum sein könnte: Zu Füßen der Jerusalemer Altstadtmauer schmettern die Sänger unter freiem Himmel ihre Arien aus der komischen Oper «Der Liebestrank». Der wuchtige Schutzwall der heiligen Stadt bietet als Hintergrund einen starken Kontrast zu der leichten italienischen Liebesgeschichte von Gaetano Donizetti. Die Aufführung bildet den Auftakt zu einem Freiluft-Opernfestival, das in den kommenden fünf Jahren jeden Sommer in der Wiege der drei Weltreligionen geplant ist.

«Dies ist so ein wichtiger Ort für ganz viele verschiedene Kulturen», sagt der italienische Dirigent Francesco Cilluffo vor seinem Auftritt im «Sultansbad», das in einem Tal vor der Altstadt liegt. Unter der «internationalen Flagge der Musik» könne man sie alle zusammenbringen, meint der schwarzhaarige 36-Jährige am Mittwochabend hinter den Kulissen.

Die israelische Oper führt «L'elisir d'amore» mit Sängern aus Italien und Russland, dem israelischen Opernchor und dem Jerusalemer Symphonieorchester auf. Der liebestolle und etwas einfältige Nemorino will mit einem vermeintlichen Liebestrank das Herz der kapriziösen Adina gewinnen, die seinen Avancen zunächst kühl begegnet.

Ziel des neuen Festivals ist es auch, diese Kunstform einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wie Hanna Munitz erklärt. «Unter freiem Himmel und mit billigeren Eintrittspreisen», sagt die in Deutschland geborene Leiterin der israelischen Oper. Auch die Musik von Donizetti sei «für Normalbürger leichter zu verdauen». «Die Arien sind vielen bekannt, die Melodien eingängig und die Musik klingt auch draußen wunderbar.»

Die Erwartungen sind hoch. Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat erhofft sich von dem Opernfestival sogar eine «kulturelle Renaissance» in seiner Stadt.

Bisher war die Oper in der «goldenen Stadt» eher ein Stiefkind. Das Hauptgebäude der israelischen Oper, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert, liegt im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv. International bekannt ist auch das alljährliche Freiluft-Opernfestival zu Füßen der ehemaligen jüdischen Festung Masada. Doch die Fahrt in die Negev-Wüste ist weit und die Eintrittspreise sind dort deutlich höher - zwischen 500 und 1300 Schekel (umgerechnet zwischen 120 und 310 Euro). In Jerusalem kosten Tickets dagegen zwischen 150 und 200 Schekel (zwischen 35 und 48 Euro).

Die Bühnendekoration von Omri Nitzan und Ruth Dar verbindet eine klassische Kulisse mit modernen Video- und Trickfilmelementen. Den Hintergrund bilden ein Feld mit riesigen Sonnenblumen und ein Hain mit Orangenbäumen. «Es empfindet einen Kibbuz in den 1940er Jahren nach», erklärt die Sprecherin Yonat Burmil.

Das neue Opernfestival solle auch mehr kulturinteressierte Besucher aus aller Welt anziehen, sagt Ilanit Melchior, die in Jerusalems Stadtverwaltung für Tourismus zuständig ist. Im Juni kommenden Jahres solle Verdis «Rigoletto» aufgeführt werden. «Wir wollen gezielt auch deutsches Publikum einladen», sagt Melchior.

 

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