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Komischer Oper innen. Foto: Hufner
Komische Oper holt Regisseur Serebrennikov nach Berlin. Foto: Hufner
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Komische Oper holt Regisseur Serebrennikov nach Berlin

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Berlin - Die Komische Oper holt den am Montag aus seinem Hausarrest entlassenen russischen Regisseur Kirill Serebrennikow nach Berlin. Serebrennikow werde in der nächsten Spielzeit Igor Strawinskys Oper «The Rake's Progress» inszenieren, kündigte Intendant Barrie Kosky am Dienstag an. Er habe am Montag Kontakt zu Serebrennikow gehabt, der Regisseur habe sehr froh geklungen. Kosky äußerte sich zuversichtlich, dass Serebrennikov auch ausreisen dürfe.

Der Regisseur war überraschend nach rund anderthalb Jahren auf freien Fuß gesetzt worden. Der 49-Jährige darf Moskau aber nicht unerlaubt verlassen. Serebrennikov hatte an der Komischen Oper unter anderem «Der Barbier von Sevilla» inszeniert. «Er gehört zur Familie», sagte Kosky. Die russische Justiz wirft ihm sowie weiteren Angeklagten die Veruntreuung von Fördermitteln vor.

Für die kommende Spielzeit kündigte die Komische Oper neun Premieren an, darunter wieder mehrere Operetten, die zum Markenzeichen von Koskys Ära geworden sind. Geplant ist unter anderem die Aufführung einer lange verschollenen Operette des jüdisch-tschechischen Komponisten Jaromir Weinberger (1896-1967) für den einstigen Star-Tenor Richard Tauber. «Frühlingsstürme» gilt als letzte Operette, die noch in Zeiten der Weimarer Republik entstand. Nach 20 Aufführungen im Admiralspalast wurde sie im März 1933 von den Nazis abgesetzt.

Das Opernhaus stellt allmählich die Weichen für den Umbau ihres Hauses und setzt dabei weiter auf die bewährte Mischung aus Oper und Entertainment. «Es werden fünf schwere Jahre sein», sagte Kosky zum geplanten «Exil» des Opernhauses von 2022 bis 2027. Während der Sanierung wird die Komische Oper im Schiller Theater und anderen Spielstätten in Berlin auftreten - «ein Abenteuer», wie Kosky sagte.

Während der Sanierung wird Kosky nicht mehr Intendant sein, sondern als «Hausregisseur» weiter wesentliche Impulse geben und jedes Jahr zwei Neuinszenierungen produzieren. Ko-Intendanten werden die Geschäftsführende Direktorin Susanne Moser und Operndirektor Philip Bröking. Von 2022 bis 2027 soll die Komische Oper für 225 Millionen Euro von Grund auf renoviert werden.

Wenn alles so abläuft wie geplant, soll in einem Jahr das Architekturbüro für den Umbau feststehen, wie Moser sagte. Parallel zur Sanierung soll auf dem Areal Unter den Linden ein neues Gebäude entstehen, das die Aufgabe hat, die Komische Oper in ein Ensemble zu integrieren. Das Opernhaus hat 15 Büros für eine Teilnahme am Architektur-Wettbewerb vorgeschlagen.

Eröffnet wird die kommende Spielzeit mit Hans Werner Henzes «The Bassarids» (Regie: Barrie Kosky, musikalische Leitung: Vladimir Jurowski). Nach langen Verhandlungen mit den Erben von Michael Ende sei es gelungen, sich die Aufführungsrechte für «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» zu sichern. Die Musik dazu kommt von der usbekisch-australischen Komponistin Elena Kats-Chernin, die auch die Kinderoper «Schneewittchen und die 77 Zwerge» komponiert hatte.

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