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Vier gleichsam technik- wie rennradbegeisterte Düsseldorfer tauschten in den 70er Jahren ihre Instrumente gegen selbst konstruierte Musik-Maschinen aus - es gab kein Zurück mehr! Jede Kraftwerk-LP blickte seitdem in die Zukunft und wurde zum zeitlosen Meilenstein.
Von Stefan Pieper
Keine andere deutsche Band dürfte es geschafft haben, jahrzehntelang ästhetisch richtungsweisend zu sein und gleichzeitig 17 Jahre lang keine neue Veröffentlichung vorzulegen.
Seit Sommer 2003 ist alles plötzlich anders: Live-Termine wurden bekannt gegeben. Fast über Nacht gab EMI Records die Veröffentlichung eines neuen Studioalbums bekannt. Es folgten Live-Auftritte in Frankreich und Belgien, und soeben hat eine Welttournee der medienscheuen und meistgesampelten Elektronik-Pioniere begonnen. Im März führt die Welttournee von Ralf Hütter und co. Zurück in heimische Gefilde, unter anderem ins Kölner Palladium am 27. März 2003, wo Kraftwerk gleich zwei Konzerte geben - der Vorverkauf läuft bereits!
Das Zusammenwirken von Menschen und Maschinen ist zentrales Thema der Düsseldorfer, die konsequenterweise am liebsten selbst zu Robotern mutiert wären oder sich selbst durch diese ersetzt hätten. Die beispiellose weltweite und dauerhafte Ausstrahlung schöpfte Kraftwerk nicht zuletzt aus ihrem streng eingehaltenen Gesamtkonzept. Auch die "Tour de France Soundtracks" ästhetisieren das Zusammenwirken von Menschen und Maschinen in der bekannten unterkühlten Manier. So war es immer und so hat es ihnen nie jemand nachgemacht. Aber das zeigt auch, wie statisch das System Kraftwerk ist.
Das neue Album ist nicht in jeder Hinsicht brandneu, denn es zentriert sich um jenes "Tour de France" - Stück, das schon 1983 als Single veröffentlicht wurde. Dass sogar das neue Cover von der alten Single abgekupfert wurde, irritiert dann schon ein wenig.
Drumherum belegen neue Tracks mit Titeln wie "Elektro Kardiogramm", "Aero Dynamik" oder "Titatium" den vollendeten musikalischen Standard für das 21. Jahrhundert. Vieles, was einst in die Zukunft blickte, ist schon wieder Historie geworden. Aufgefrischt durch weiterentwickelte Sounds und gelegentliche zielsicher platzierte Detroit-Techno-Einflüsse treffen die musikalischen Ideen genug ins Schwarze, um die Reihe der Klassiker bruchlos fortzusetzen. Als sollte es in den Klingklang Studius um die Fertigung der besten Hightech-Rennmaschinen gehen, ist höchste minimalistische Präzision alles.
Termine in Deutschland:
25.03.04 Berlin
27.03.04 Köln
27.03.04 Köln
28.03.04 Hamburg
29.03.04 Amsterdam
05.04.04 München
06.04.04 München
07.04.04 Frankfurt/Höchst
08.04.04 Dresden
08.04.04 Dresden
Aktuelles Album:
Kraftwerk, Tour de France Soundtracks (EMI 2003)