Chemnitz - Jahr für Jahr belebt das Kunstfestival «Begehungen» vergessene Orte in Chemnitz neu mit Leben. Für 2021 wurde dafür ein ehemaliger Güterbahnhof ausgewählt. «Leerzeit» heißt das Motto, bei dem die Organisatoren einen Bogen zur aktuellen Corona-Pandemie schlagen.
Das Chemnitzer Kunstfestival «Begehungen» will dieses Jahr einen ehemaligen Güterbahnhof in ein Areal für Gegenwartskunst verwandeln. Als Motto für die nunmehr 18. Auflage des Festivals wurde «Leerzeit» gewählt. «Der leerstehende Bahnhof als Symbolbild für die Leerzeit, in der wir uns alle aktuell befinden», erklärte die Vorsitzende des Trägervereins, Luise Grudzinski. Der Titel stehe eigentlich für Unproduktivität und Unwirtschaftlichkeit und solle von den Künstlern neu besetzt werden. An diesem Montag beginnt die Ausschreibung: Künstler und Künstlerinnen können ihre Konzepte und Ideen online bis Anfang Mai einreichen.
Das Festival präsentiert seit 2003 Kunst an jährlich wechselnden Orten - etwa an einem ehemaligen Gefängnis, in verlassenen Industriegebäuden, einer Brauerei und im vergangenen Jahr in einer abrissreifen Kaufhalle in einem Wohngebiet. Dieses Jahr wurde nun der stillgelegte Bahnhof ausgewählt. Den Angaben zufolge war er 1903 in Betrieb gegangen und einst Drehkreuz für Fabriken im Norden der Stadt. 100 Jahre später sei der Betrieb eingestellt worden.
Das Festival ist vom 12. bis 15. August geplant. Die teilnehmenden Künstler werden im Juni von einer Fachjury aus den Bewerbungen ausgewählt. Mit dem diesjährigen Motto nehmen die Organisatoren auf die aktuelle Corona-Pandemie Bezug, die die Menschen zwinge, Teile ihres Lebens stark einzuschränken - etwa Urlaube und soziale Kontakte. Die «Leerzeit» dränge zum Umdenken, zum Finden anderer Lebens- und Arbeitsweisen und lasse Zeit für Sinnsuche, hieß es.
Auf dem Weg von Chemnitz zur Kulturhauptstadt Europas 2025 soll sich das Festival in den kommenden Jahren zunächst verstärkt in kleineren Städten im Umland präsentieren, wie es im sogenannten BidBook zur Kulturhauptstadt heißt. 2025 soll es dann nach Chemnitz zurückkehren und nach bisherigen Plänen Räume des Projekts «Stadt am Fluss» nutzen.