Würzburg - Seit fast 30 Jahren ist das Africa-Festival in Würzburg eine feste Größe im Veranstaltungskalender. Mit mehr als 80 000 Besuchern ist es zu einem der größten Festivals für afrikanische Musik und Kultur in Europa geworden. Und es nimmt sich auch Zeit für kritische Töne.
Mitreißende Musik, rhythmische Trommelklänge, bunte Kleider auf dem Laufsteg und jede Menge Sommergefühl am Main - am Donnerstag (25. Mai) beginnt in Würzburg die 29. Ausgabe des Africa-Festivals. Wie schon in den Vorjahren werden an den vier Tagen auf den Bühnen rund 250 Musiker und Tänzer auftreten. Sie wollen die Besucher für die Musik und die Kultur des Kontinents begeistern. Ein Großteil der Künstler kommt in diesem Jahr aus dem Senegal und von den Kapverdischen Inseln.
«Die Vielseitigkeit der Musik ist beeindruckend, wenn man bedenkt, dass viele Musiker aus nur einem einzigen Land - dem Senegal - kommen», sagt Festivalleiter Stefan Oschmann. Besonders stolz ist er auf den Auftritt des Musikers Wally Seck, der in Würzburg sein Deutschland-Debüt gibt. «Das ist der neue Superstar aus dem Senegal, noch berühmter als Youssou N'Dour.» Weitere Höhepunkte sind die Auftritte der A-Kapella-Gruppe Faada Freddy, des Seed-Frontmanns Frank Dellé sowie der Sängerinnen Marema aus dem Senegal und Sara Tavares von den Kapverden.
Doch in diesem Jahr setzt Festivalleiter Oschmann einen zweiten Schwerpunkt - und zwar thematisch. «Wir wollen dieses Mal auf eine negative Tradition in Afrika aufmerksam machen, die man dringend ändern muss - die Genitalverstümmelung.» Dazu wird es eine Podiumsdiskussion geben, unter anderem mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm, dem Menschenrechts-Aktivisten und Überlebensexperte Rüdiger Nehberg und dem Verein Mama Afrika.
Im Arte-Zelt werden zwei Filme zu dem Thema gezeigt und alle Musiker sollen sich zu dem Thema äußern. «Die Verstümmelung der Schamlippen von Babys, Mädchen und jungen Frauen wird in 29 afrikanischen Staaten praktiziert, obwohl sie gesetzlich verboten ist», erläutert Oschmann. Dabei werden die Klitoris sowie die Schamlippen amputiert und teilweise zugenäht. Millionen Frauen erleben dabei und später bei Geschlechtsverkehr und Geburt schwere Komplikationen und Trauma.
«Das betrifft nicht nur Mädchen und Frauen in Afrika. Auch in Deutschland lebende Familien schicken ihre Kinder für den Urlaub nach Afrika und die kommen dann völlig traumatisiert zurück», sagt Oschmann weiter. Besucher können Projekte gegen Genitalverstümmelung durch den Kauf einer Wüstenblume aus Perlen mitfinanzieren.
Zudem will das Forum Afrikazentrum der Universität Würzburg auf die Missstände im eigentlich an Bodenschätzen reichen und trotzdem von Armut gebeutelten Land Kongo aufmerksam machen. Dazu wird nicht nur die Geschichte der Demokratischen Republik erzählt. Es werden auch die Ursachen der Krisen benannt. Gleichzeitig geht es um ein Förderprogramm, mit dem bislang 190 Schüler und Studenten unterstützt werden. «Wir wollen dem Land eine neue Generation an Professoren geben», sagt Vorstandsmitglied Gerhard Bringmann dazu. Die wissenschaftliche Ausstellung der Uni ist seit einigen Jahren Teil des Africa-Festivals.
Auf dem Festivalgelände am Main werden in diesem Jahr rund 80 000 bis 100 000 Besucher erwartet. Das Festival gilt als eines der größten für afrikanische Musik und Kultur in Europa.