Bayreuth - Richard Wagners «Meistersinger von Nürnberg» in der Regie seiner Urenkelin Katharina Wagner hat am Montagabend den diesjährigen Wiederaufnahme-Premierenreigen der Bayreuther Festspiele abgeschlossen. Klaus Florian Vogt, einer der großen Publikumslieblinge am Grünen Hügel, konnte wieder sängerisch wie darstellerisch als Walther von Stolzing auf ganzer Linie überzeugen und wurde gebührend gefeiert.
Der 40-jährige Tenor aus Norddeutschland wird in der kommenden Saison in seiner Paraderolle des Lohengrin in Bayreuth in der Inszenierung von Hans Neuenfels zu hören sein und Jonas Kaufmann ablösen. Auch der britische Bariton James Rutherford als neuer Hans Sachs beeindruckte das Publikum. Für das Regieteam gab es wiederum etliche Buhrufe, aber auch viel Applaus. Dirigent Sebastian Weigle wurde freundlich aufgenommen.
Die 32-jährige Festivalchefin Katharina Wagner interpretiert die «Meistersinger» als einen Diskurs über die Kunst. In ihrer Inszenierung prallen Tradition und Fortschritt aufeinander. So liefert sie bissig-ironische Anspielungen auf die kultische und unkritische Verehrung alter Meister in der Kunst, die zu wenig Platz für Neues lässt. Alles in allem eine freizügige Inszenierung voller skurriler Regieeinfälle, die auch nach mehrmaligem Anschauen noch Neues zu entdecken parat hat.
Neben Vogt und Rutherford war auch stimmlich und darstellerisch Adrian Eröd als Sixtus Beckmesser ein echter Hingucker. Mühelos verkörperte er seine Wandlung vom Spießbürger zum Freigeist, dem auch die deutschnationalen Töne am Ende der Oper die Sprache verschlagen. Bei den beiden Sopranistinnen Michaela Kaune und Carola Guber als Eva und Magdalene haperte es, wie schon in den Vorjahren, an der Textverständlichkeit.
Von der Inszenierung sind bei den diesjährigen Festspielen noch fünf weitere Aufführungen zu sehen. Die Festspiele werden am Dienstag mit «Lohengrin» in der Inszenierung von Hans Neuenfels fortgesetzt. Alle Vorstellungen sind jedoch ausverkauft.