Bayreuth - Nach einem Jahr Zwangspause geht es wieder los auf dem Grünen Hügel: Am Sonntag (18.00 Uhr) beginnen die Bayreuther Festspiele mit einer Neuinszenierung der Richard-Wagner-Oper «Der fliegende Holländer», die Geschichte schreiben wird. Denn zum ersten Mal in 145 Jahren Festspielgeschichte wird eine Frau am Dirigentenpult von Bayreuth stehen: Die 43 Jahre alte Oksana Lyniv dirigiert die Oper, die von Regisseur Dmitri Tcherniakov inszeniert wird.
Dass sie das nicht vor traditionell vollem Haus tun wird, liegt an den Corona-Einschränkungen: Nur 911 Menschen dürfen dabei sein - sonst sind es etwa 2000. Ins weltberühmte Opernhaus darf nur, wer negativ getestet, komplett geimpft oder genesen ist. Zudem gilt: FFP2-Maskenpflicht.
Auch der ebenso berühmte wie große Festspiel-Chor wird nicht auf der Bühne singen. Seine Beiträge werden eingespielt. Gestrichen wurden außerdem die Begrüßung der Premierengäste vor dem Festspielhaus und der Staatsempfang im Neuen Schloss. Stattdessen wird Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Mitwirkenden nach der Premiere auf dem Festspielgelände willkommen heißen.
Zum nahenden Ende ihrer Amtszeit kommt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Bayreuth: Sie gehört zu den Premierengästen am Sonntag, wie die Stadt Bayreuth mitteilte. Merkel und ihr Mann Joachim Sauer gelten als große Anhänger von Wagners Werk und sind seit vielen Jahren Stammgäste am Grünen Hügel.
Eine Hiobsbotschaft gab es allerdings - nicht ganz ungewöhnlich für die Festspiele - kurz vor dem Start: Denn nur wenige Tage vor Beginn fehlte den Bayreuther Festspielen ein wichtiger Sänger: Günther Groissböck, der in diesem Jahr den Wotan in der von Blutkünstler Hermann Nitsch illustrierten «Walküre» singen sollte, habe am Samstagvormittag abgesagt - nur fünf Tage vor der Premiere am 29. Juli. «Er möchte hier in Bayreuth beste Qualität abliefern und durch die lange Corona-Pause kann er das nicht garantieren», sagte Festivalleiterin Katharina Wagner am Samstag. Ein Ersatz sei in der Kürze der Zeit noch nicht gefunden.
Für Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) haben die Bayreuther Festspiele in diesem Jahr eine besondere Signalwirkung für die Kultur in Deutschland. Das Festival sei «ein Zeichen der Hoffnung für Künstlerinnen und Künstler, allein deshalb, weil Musik und Theater wieder live und vor Publikum stattfinden können», sagte sie.
Wegen der Corona-Pandemie konnten viele Kulturschaffende kaum oder nur sehr eingeschränkt arbeiten. Auch die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele waren im Vorjahr komplett ausgefallen - und damit auch die geplante Neuinszenierung von Richard Wagners vierteiligem «Ring des Nibelungen».
Das Projekt wurde wegen Corona auf 2022 vertagt. Als eine Art Ersatz dafür soll es in diesem Jahr zu jeder der vier «Ring»-Opern ein Projekt geben. Für 2023 plant die Festspielleitung dann etwas ganz Besonderes, wie sie am Samstag mitteilte: Einen «Parsifal» als 3D-Oper mit digitalen Elementen.
Zum diesjährigen Programm gehören neben dem neuen «Holländer» und der «Walküre» zudem «Die Meistersinger von Nürnberg» in der Inszenierung von Barrie Kosky und Tobias Kratzers «Tannhäuser». Andris Nelsons und Christian Thielemann werden Konzerte im Festspielhaus dirigieren. Das Festival endet am 25. August.