Kiel - «Bühne frei!» heißt es wieder für einige Theater im Norden. Unter strengen Auflagen dürfen ausgewählte Häuser unter Pandemie-Bedingungen vor Publikum spielen. Den Auftakt macht Kiel mit einer 100 Jahre alten Operette.
Den negativen Corona-Test in der Hand und Schutzmaske angelegt - nur so dürfen Besucher in einigen Theatern in Schleswig-Holstein in diesen Wochen wieder Kultur genießen. Als erste größere Bühne und eines von 13 ausgewählten Modellprojekten öffnete das Theater Kiel am Dienstag für sein Publikum. Es zeigte am Abend im Opernhaus die vor 100 Jahren uraufgeführte Operette «Der Vetter aus Dingsda» des deutschen Komponisten Eduard Künneke (1885-1953) - in einer 90-minütigen konzertanten Fassung.
Damit endete eine lange Zwangspause: Zuletzt hatte das Kieler Theater am 1. November vorigen Jahres zu Opernchor-Musik Publikum begrüßt. Jetzt ist die Erleichterung groß: «Das gesamte Ensemble der Oper Kiel freut sich, nach dem Lockdown für Sie endlich wieder singen zu dürfen und stürzt sich mit großer Freude auf Künnekes eingängige Melodien, von «Ich bin nur ein armer Wandergesell» bis zu «Sieben Jahre lebt' ich in Batavia»», heißt es auf der Homepage.
13 Kulturstätten können seit Montag im Norden bei strikten Vorgaben für Besucher öffnen, darunter mehrere Theater. 150 Besucher durften am Dienstag in Kiel kommen, etwa 120 Karten wurden verkauft. Unter normalen Umständen fasst das Opernhaus bis zu 800 Zuschauer. Jetzt darf ein Besucher-Paar zusammen sitzen, dann bleiben drei Plätze frei. «Es ist schon sehr aufregend», sagte die Besucherin Ulrike Lennartz. «Nach so vielen Monaten das erste Mal wieder im Theater - das ist ein besonderer Tag», ergänzte ihre Begleiterin Bettina Krieger. Andere Veranstaltungen in den nächsten Tagen sind in Kiel ausverkauft.
Modellprojekte sind möglich, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einem Kreis oder in einer kreisfreien Stadt sieben Tage am Stück unter 100 lag. Kiel hatte zuletzt nach steigenden Zahlen einen Inzidenzwert von 81,0, bei einem Landesdurchschnitt von 72,1. Bei zu hohen Zahlen müssen Modellprojekte abgebrochen werden; darüber entscheidet das jeweilige Gesundheitsamt.