Moers - Aus der Halle live ins Wohnzimmer: Das Jazzmusik-Festival in Moers wird auch dieses Jahr trotz Corona-Pandemie über die Bühne gehen - allerdings ohne Besucher vor Ort. 200 Künstler werden nach Angaben der Veranstalter für ihre Performances nach Moers anreisen und ihre Kunst in einer Halle präsentieren. Das Programm werde über vier Tage jeden Tag zehneinhalb Stunden lang live gestreamt.
Zuschauer könnten das Festival «mit allen Pleiten, Pech und Pannen und allen unvorhergesehenen Glücksmomenten, die ein Festival so mit sich bringt», live und in Farbe sehen, sagte der Programmdirektor des Festivals.
Das Festival war schon komplett geplant, als die Verbreitung des Coronavirus zur Pandemie erklärt wurde. Einige Tickets hatten die Betreiber schon verkauft - normalerweise kostet eins um die 150 Euro. Das Festival, das jetzt per Livestream in die Wohnzimmer kommen soll, ist den Angaben zufolge dieses Mal kostenlos und für jedermann zugänglich. Auch im Nachhinein können die Konzerte aufgerufen werden. In der Arte-Mediathek würden sie für 180 Tage verfügbar sein.
Gute Nachricht auch für die Künstler, die es während der Pandemie besonders schwer hatten: Sie werden den Angaben zufolge trotz des kostenlosen Angebots entlohnt. Das Moerser Jazzfestival finanziert sich zu einem Teil von Geldern des Bundes, des Landes, der Kommune und der Kunststiftung NRW.
Die Künstler, die teilweise sogar aus Österreich, Dänemark und Frankreich kommen, würden in einer Halle in Moers auftreten und zügig wieder abreisen, um ihr Infektionsrisiko zu verringern. «Unser Projekt wurde als systemrelevant anerkannt - unter strengen Hygienevorgaben konnten wir das Festival so doch stattfinden lassen», sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
«Die Highlights sind unter anderem die Spezialprojekte, die so nur beim Moers Festival stattfinden», sagte der Programmdirektor. Beispielsweise werde das Auner-Quartett aus Wien mit dem Landesjugendorchester NRW Beethoven neu interpretieren. Beim Projekt «51%» - 51 Prozent der Weltbevölkerung sind weiblich - performten sieben Künstlerinnen unter der Leitung von Silke Eberhard zum ersten Mal gemeinsam. Außerdem trete die international erfolgreiche deutsche Band «The Notwist» mit ihrem Album «The Messiah Object» auf. Zwischendurch werde die Kunstfigur «Miss Unimoers» durch das Programm führen.
In den Pausen zwischen den Auftritten werde es Vorträge und Diskussionen geben, zum Beispiel zum Thema Frauenanteil bei Festivals und in der Jazzszene.
Das Moers Festival gibt es dieses Jahr zum 49. Mal - 1972 wurde es als «Internationales New Jazz Festival» gegründet. Die Musik, die dort gespielt wird, ist alles abseits des Mainstreams. Das Moers Festival zog zuletzt rund 35 000 Zuschauer an.