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Heiner Goebbels. Foto: Uros Hocevar/kolektiffimages
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Musikfest Berlin widmet sich dem Spätwerk von Igor Strawinsky

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Von der Freude an der musikalischen Kreation: Das Musikfest Berlin der Berliner Festspiele veranstaltet in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker vom 28. August bis 20. September insgesamt 34 Konzerte zusammen mit internationalen Gastensembles und den Berliner Orchestern. Im Zentrum steht das Spätwerk von Igor Strawinsky, kombiniert mit Musik von Carlo Gesualdo bis hin zu neuen Werken von Heiner Goebbels und Olga Neuwirth.

Igor Strawinsky wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Ikone eines europäischen Lebens, das vom vorrevolutionären Russland über die beiden Weltkriege bis hin zur Zeit des Kalten Krieges reichte. Als vor 50 Jahren Strawinsky 88-jährig verstarb, hinterließ der „Picasso unter den Komponisten“ ein Lebenswerk, das dem des Malers zu gleichen scheint: voll der Wandlungen, Aneignungen und Umformungen, seiner Zeit eine unverkennbare Gestalt gebend, provokant und extravagant, getragen von der Freude an der musikalischen Kreation („plaisir de la création“), wie er selbst in seiner „Musikalischen Poetik“ sagte.

Bei den Berliner Festwochen war Igor Strawinsky in den sechziger Jahren regelmäßiger und gefeierter Gast. Sein 50. Todestag und das 70-jährige Bestehen der Berliner Festspiele in diesem Jahr werden für das kommende Musikfest Berlin 2021 zum Anlass, sein nur selten aufgeführtes Spätwerk zu präsentieren – im Kontext der frühen europäischen Musik und der Werke unserer Zeit. Diese beiden Blickrichtungen verfolgte der entdeckerische Geist Strawinskys: sein Spätwerk entstand im Dialog zwischen der Musik der Renaissance, des Frühbarocks und des Mittelalters mit den neuesten musikalischen Entwicklungen seiner Gegenwart. Das Zentrum seines künstlerischen und spirituellen Imaginationsraumes wurde ihm auf seine späten Lebensjahre die Inselstadt Venedig.  

Das Programm des Musikfest Berlin 2021 geht zurück zu Bach, Händel, Gesualdo, Gabrieli und Palestrina und öffnet sich, Strawinskys Interesse fortsetzend, der Musik unserer Zeit: neuen Werken von George Benjamin, Rebecca Saunders und Wolfgang Rihm bis hin zu Clara Iannotta und Ondřej Adámek, darunter auch die Uraufführung von Olga Neuwirths musikalischen Kalligrammen „Keyframes for a Hippogriff“ durch die Berliner Philharmoniker und die Deutsche Erstaufführung von „HIMMEL“ der Komponistin Lisa Streich durch die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Das Ensemble Musikfabrik präsentiert ein Portraitkonzert der irischen Komponistin Ann Cleare. 

Eröffnung und weitere Uraufführungen
Eröffnet wird das Musikfest Berlin am 30. August im Großen Saal der Philharmonie mit der Uraufführung des neuen Werkes „A House of Call. My imaginary Notebook“ von Heiner Goebbels, ein außergewöhnlicher „Liederabend“ mit akusmatischen Stimmen, Dialogen, Beschwörungen, Gebeten, Anrufungen, Aufrufen, Sprechakten und Liedern, vom Komponisten über viele Jahre auf seinen Reisen und in Archiven gesammelt, nun für die große Orchesterformation des Ensemble Modern zu einem Werk vereint. Im Anschluss geht das Ensemble Modern Orchestra mit diesem Projekt auf Tournee. Das szenische Konzert „Liberté d'action“ von Heiner Goebbels, eine Produktion des Théâtre National du Luxembourg, wird im rbb Sendesaal präsentiert. 
Weitere Projekte, die das traditionelle Konzertformat erweitern, sind: das Partizipationsprojekt „Night Shift“ von Cathy Milliken, das nach der Premiere ebenfalls auf Tour geht, und die Weltpremiere der gemeinsamen Produktion „Hoffmanns Erzählungen“ von ARTE und Konzerthaus Berlin, basierend auf dem gleichnamigen Stummfilm von Max Neufeld von 1923 und neu geschaffener Musik von Johannes Kalitzke.

Internationale Gastorchester und Solist*innen
In den 34 Veranstaltungen des Musikfest Berlin 2021 wird im Großen Saal der Philharmonie und deren Kammermusiksaal, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt und rbb Sendesaal Musik aus fünf Jahrhunderten präsentiert, über 100 Werke von 52 Komponist*innen, aufgeführt von 29 Instrumental- und Vokalensembles und 35 Solist*innen. Neben den in Berlin ansässigen Orchestern, Vokal- und Instrumentalensembles gastieren beim diesjährigen Musikfest Berlin das Concertgebouworkest Amsterdam mit Daniel Harding, die English Baroque Soloists und der Monteverdi Choir mit John Eliot Gardiner, das Orchestre des Champs-Élysées und Collegium Vocale Gent mit Philippe Herreweghe, das London Symphony Orchestra mit Sir Simon Rattle, das Orchestre Les Siècles mit François-Xavier Roth, das Lucerne Festival Contemporary Orchestra mit Ilan Volkov und viele andere mehr. Als Solist*innen treten in den Orchesterkonzerten und in Kammermusik-Veranstaltungen auf: Isabelle Faust, Patricia Kopatchinskaja, Nicolas Altstaedt, Martha Argerich, Pierre-Laurent Aimard, Tamara Stefanovich, Francesco Corti, Renée Fleming, Ann Hallenberg, Magdalena Kožená, Anna Prohaska, Georg Nigl u. v. a.

Berliner Orchester, Chöre und Ensembles
Am Strawinsky-Schwerpunkt mit der Aufführung von insgesamt 17 Werken des Komponisten beim Musikfest Berlin 2021 beteiligen sich: die Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin mit Robin Ticciati, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit Vladimir Jurowski, der RIAS-Kammerchor und die Kammerakademie Potsdam mit Justin Doyle, Les Siècles zusammen mit dem Rundfunkchor Berlin, das Ensemble Mini mit Joolz Gale und das Mahler Chamber Orchestra mit George Benjamin. Die Staatskapelle Berlin präsentiert mit Daniel Barenboim einen Schumann Abend, und das Orchester der Deutschen Oper unter der Leitung von Donald Runnicles Brittens „War Requiem“. Am 28. August findet das Gründungskonzert des Bundesjugendchores mit a capella Werken vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart statt.

Das Musikfest Berlin wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Programm Neustart Kultur. Förderer und Projektpartner des Festivals sind außerdem Aventis Foundation, BTHVN 2020, Ernst von Siemens Musikstiftung, Hauptstadtkulturfonds und weitere; Medienpartner: Deutschlandfunk Kultur, rbb Kultur, Exberliner, Monopol, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dussmann, Wall und Yorck Kinogruppe.
Die Konzerte mit Werken der Gegenwart sind auch Teil des Monats der zeitgenössischen Musik der Initiative field notes.
 

 

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